Der Tod bringt unser Leben aus den Fugen. Er wirft Fragen auf: nach dem Warum, dem Wohin oder dem Wie weiter. Beantwortet werden diese Fragen nicht nur vom einzelnen Menschen, sondern auch von der Gemeinschaft. Der Umgang mit dem Tod und den Toten gehört seit Jahrtausenden zur Kultur jedes Volkes.

In vergangenen Zeiten war der Tod in unserer Region ganz selbstverständlich in den christlichen Glauben eingebettet, zumindest in der Öffentlichkeit. Die kirchlichen Abschiedsrituale bildeten den festen Rahmen, in denen die Angehörigen gemeinsam mit der Gemeinde trauern konnten. Die Verstorbenen wurden in der Erwartung der leiblichen Auferstehung der Toten erdbestattet.

Herausforderungen und Chancen. Es hat sich viel verändert. Neben den Pfarren haben sich ganze Berufsgruppen gebildet, die ihre Dienste rund um Tod und Trauer anbieten: Bestatter, Ritualberater/innen, Psycholog/nnen etc. Die Kremation verdrängte in vielen Fällen die Erdbestattung. Die traditionelle, feste Form eines kirchlichen Beerdigungsgottesdienstes weicht individuell gestalteten Abschiedsfeiern. Bestatter und Seelsorger berichten auch davon, dass sich Menschen heute nicht mehr so viel Zeit für die Verabschiedung von ihren Verstorbenen nehmen möchten, weder für die Feierlichkeiten noch für die Pflege der Gräber. In unserem Projekt „Tod und Trauer“ haben wir diese Entwicklungen in den Blick genommen, reflektiert und mit einigen Gemeinden überlegt, was diese Entwicklungen für eine Pfarre bedeuten und wie sie die Botschaft „dass der Mensch im Licht der Auferstehung zu neuem Leben erweckt wird“ (R. Bischof) auch unter veränderten Umständen verkünden kann.

Neugieriger Blick. In der vorliegenden Ausgabe des Zeitfensters richten wir einen neugierigen Blick auf diesen Wandel. Wir haben mit Menschen gesprochen, die sich in unterschiedlichen Bereichen mit dem Umgang mit Tod und Trauer befassen, wir lassen Betroffene zu Wort kommen und darüber erzählen, was ihnen geholfen hat. Und wir haben die Grabkultur in Vorarlberg in den Blick genommen.
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre - und vielleicht kommen Sie in der Familie, im Freundeskreis oder in der Pfarre über dieses spannende Thema ins Gespräch.

Christine Vonblon und Hans Rapp (Leiter des Projektes Tod und Trauer)