Der Sommer 2016 hat ein neues gesellschaftspolitisches Format geboren: Michael Willam und Christine Burtscher vom Ethikcenter luden in den Hof von St. Arbogast zum Sommer-Jazz-Brunch. Special guest war Dr. Magdalena Holztrattner, ihres Zeichens seit 2013 Direktorin der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe).

Wolfgang Ölz

In gewohnt gepflegter Arbogast-Atmosphäre fand sich eine Gruppe von ksoe-Lehrgangsabsolvent/innen und Interessierten ein, um am vergangenen Montagmorgen ein besonderes, verlängertes Frühstück zu zelebrieren. Zu den Klängen des Rankweiler Jazzpianisten Manfred Baumgartner unterhielten sich die „happy few“ im besten Sinne des Wortes über „Gott und die Welt“. Es waren vor allem katholische Insider, die sich da bei Sekt und Büfett ein Stelldichein gaben. Man unterhielt sich ungezwungen, auch der Schmäh rannte und im persönlichen Gespräch eröffnete sich so manche neue Sicht auf Vergangenes oder Zukünftiges.

Es geht um die Schwächsten.

Michael Willam, selbst seit neun Jahren für die Diözese Feldkirch Vorsitzender im Kuratorium der ksoe, führte in drei locker über den Vormittag verteilten Blöcken ein Gespräch mit Magdalena Holztrattner, die eben von einem Urlaub im Südtirol zurückgekehrt war. Die gebürtige Salzburgerin (1975) wurde 2013 von der Österreichischen Bischofskonferenz zur Direktorin der ksoe in Wien berufen. Als junge Theologin war sie fasziniert von der „Option für die Armen“, jenem Diktum der südamerikanischen Befreiungstheologie, das bewusst die Armen ins Zentrum des christlichen Interesses stellt.
Wichtig ist für sie auch die politische Theologie von Johann Baptist Metz, der die Frage stellt, wie die Gesellschaft mit den Schwächsten umgeht. Magdalena Holztrattner erinnert sich an ihre eigene Kindheit, als ihre Familie wie selbstverständlich regelmäßig einen „Sandler“ zum Mittagessen eingeladen hat. In ihren Studien hat sie erkannt, dass die Armen selbst die besten Expert/innen für die Armut sind und dass die materielle Armut tragisch, die affektive Armut, also das Nicht-geliebt-Werden allerdings noch viel tragischer ist.

Prinzip Hoffnung.

Über Themen wie Flüchtlingskrise, Brexit, Schöpfungsverantwortung und ökosoziale Wende führte das Gespräch zum im Oktober startenden ksoe-Lehrgang „Soziale Verantwortung, Gestaltungskompetenz für den gesellschaftlichen Wandel“ für den noch Plätze frei sind. Absolvent/innen ergriffen das Wort und äußerten große Dankbarkeit für die Nachhaltigkeit und Brauchbarkeit des dort Erlernten. Magdalena Holztrattner selbst betonte neben dem Ausprobieren von Neuem im Schutzraum der Lehrgangsgruppe das Prinzip Hoffnung. Sie glaubt, dass wir zur Hoffnung berufen sind und dass die Zukunft besser wird. Der Lehrgang kann dafür eine Anleitung sein.
Zum Schluss wurde das Mikrophon rundum gereicht und zu den Klängen von Louis Armstrongs „Wonderful world“ ging ein wunderbarer Vormittag zu Ende.

Lehrgang 2016-2018:

Soziale Verantwortung, Gestaltungskompetenz für den gesellschaftlichen Wandel. 10 Module, meist dreitägig, Lehrgangsort: Kardinal König Haus, Wien.
Infos: Kath. Sozialakademie Österreichs
T 01 3105159 E     www.ksoe.at