Wie eng unser täglich Brot mit der Zukunft unseres Planeten zusammenhängt, zeigt noch bis September eine Sonderausstellung in der inatura in Dornbirn.Was jede/r von uns tun kann, um die Welt vor dem Kollaps zu bewahren, erfährt man auch.

Charlotte Schrimpff

Wenn Sie verstehen wollen, wie alles mit allem zusammenhängt, kommen Sie mit auf den Markt. Der Kohlrabi, der da liegt und als „regional“ gekennzeichnet ist – dessen Wurzeln reichen einmal quer um den Globus: Das Samenkorn wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit in China vermehrt und in einem Jungpflanzenbetrieb in den Niederlanden oder am Niederrhein gezogen. Der Torfballen für den Setzling stammt aus russischen Mooren, die Energie für die Arbeit aus fossilen Quellen in Saudi-Arabien und der Dünger zu 60 Prozent aus der Karibik, zu 30 Prozent aus Russland und nur zu 10 Prozent aus Deutschland oder Österreich.

Leichte schwere Kost. Das ist eins der Dinge, die man lernt, wenn man die Sonderausstellung „Wir essen die Welt“ in der inatura Dornbirn besucht. Im Auftrag von Caritas Vorarlberg und inatura hat kairos - das Bregenzer Institut für Wirkungsforschung und Entwicklung auf der Galerie im ersten Obergeschoss ein intensives Museumserlebnis kreiert, das unsere Verstrickung in ein weltumspannendes Ernährungssystem (be-)greifbar macht. Gestaltet als Weltreise lernt man auf lebensgroßen Bildschirmen zunächst fünf Kinder aus fünf Ländern kennen, deren Produkte in hiesigen Supermärkten liegen – Bananen aus Ecuador etwa, Kaffee und Zucker aus Brasilien, Reis aus Bangladesch, Schnittblumen aus Äthiopien und Baumwolle aus Burkina Faso.

Einen Schritt weiter steht man in genau so einem Geschäft und erfährt beim Scannen von Milch, Nudeln und Schokocreme, wie hoch die Umweltkosten von konventionell hergestellten Lebensmitteln im Vergleich zu Biowaren sind. Eine reich gedeckte Tafel versorgt einen wieder ein paar Schritte weiter mit Infos im Snackformat: Dass der Einkauf im Bioladen etwa nur dann sinnvoll ist, wenn man ihn nicht mit dem Auto macht – weil der CO2-Austoß der Fahrt die Umweltvorteile sonst komplett auffrisst. Dass den acht reichsten Menschen auf der Welt genauso viel gehört, wie der ärmeren Hälfte der Bevölkerung. Oder dass in Österreich lediglich 1,4 Prozent aller Schweine biologisch gehalten werden. Wissen, das geeignet wäre, einem auf den Magen zu schlagen.

Tag für Tag. „Uns war es allerdings wichtig, die Menschen ‚guten Mutes‘ wieder in ihren Alltag zu entlassen“, erklärt Martin Strele, der die Ausstellung bei Kairos konzipiert hat. Auf dem Weg nach draußen lernt man darum en passant, wie es anders geht: Dass es hilft, selber zu kochen, statt hochverarbeitete Fertigessen aufzuwärmen. Dass wir verpackungsarm einkaufen und unser eigenes Gemüse anpflanzen können (Das klappt übrigens auch ohne Garten und Balkon!). Dass wir durch kluge Vorratshaltung unseren Lebensmittelmüll reduzieren können und uns Tag für Tag mit jedem Essen für eine gesündere und gerechtere Welt entscheiden.

Wir essen die Welt

Sonderausstellung der inatura Dornbirn, täglich von 9 bis 18 Uhr, bis 8. September.
www.wiressendiewelt.org

Spezialführungen für pfarrliche Gruppen

mit anschließendem Impuls und Austausch bieten das EhtikCenter der Katholischen Kirche und die Caritas Auslandshilfe an. Anmeldungen: T 0676 83240 3107 oder