Nachhaltigkeit und ökosoziale Verantwortung ist jetzt zu wenig, es braucht eine grundlegend neue Weltsicht![1]

Die Klimakonferenz in Ägypten zeigt ähnlich dem Kriegsverbrecher Russland in der Ukraine, wie gespalten und widersprüchlich die agierenden Menschen, bisweilen auch jeder von uns, denken. Die EU Staaten und andere forderten auf der Weltklimakonferenz weitreichende Maßnahmen, wie den Verzicht auf fossile Energieträger, kaufen aber weiterhin Gas und Öl ohne Abstriche, um die eigene Wirtschaft, die Arbeitsplätze und den Wohlstand nicht zu gefährden. Das ist ein unehrliches Spiel und stärkt die Position der Länder, die von klimaschädlichen Handlungen profitieren, allen voran die Ölförderländer und China. Wir verhalten uns ähnlich einem Richter, der darüber nachdenkt, wer denn nun die Verantwortung am Tod eines Menschen hat, der durch ein Jagdgewehr gestorben ist. Sollte ein Jäger aus „Versehen“ einen Menschen, statt das Reh treffen, kann man dann den Erzeuger des Gewehres oder der Munition mitverantwortlich machen? Wer trägt mehr Verantwortung, der, der das Öl verbraucht, oder der, der es fördert und verkauft?

Wir lösen die „alten“ Probleme nicht mit den gleichen Mitteln, mit denen wir sie verursacht haben. So segensreich die Technik und unser unstillbarer Energiehunger auch sind, noch mehr Technik wird die Welt nicht retten. Selbst Religionen, die den Menschen auf ein Podest stellen und ihn zur Krönung der Schöpfung erkoren haben, helfen mit dieser Sichtweise nur bedingt. Es braucht für die weltumspannenden Probleme eine ganz neue Sichtweise auf unsere menschliche Existenz und Mitwelt. Wir verhalten uns wie Putin und alle anderen Kriegstreiber oder alle Aufrüstungsbefürworter (China und USA). Solange wir in unserer Sichtweise verharren und uns im Recht sehen, wird sich an unserem Verhalten nichts ändern. Wir brauchen einen grundlegenden Wandel unserer Menschen- und Weltsicht. Es geht um eine Kultur der Zufriedenheit und Genügsamkeit ohne Zerstörung, Gewalt, Ressourcenverbrauch und der Wirtschaftsform mit ewigem Wachstum und Konsum. Das Dilemma ist, das wir aus unserer „so muss es sein und so ist es richtig“ Denkform nicht herauskommen. Die Welt, wir selber und die Menschen werden zum Spielball unserer Denkschemata und unserer Deutungshoheit. Dabei könnte vieles auch ganz anders sein, ohne dass wir die Begrifflichkeit von falsch und richtig, oder gut und schlecht verwenden müssen.

Vielleicht brauchen wir einen „Neustart“, um uns als wirklichen Teil des Ganzen zu sehen. Wir sind Teil der Natur, Schwestern und Brüder auch der anderen Geschöpfe. Jeder der heute 8 Milliarden Menschen, ist mir Freund und Freundin und nicht Feind. Die Staatsgrenzen können eine Hilfe sein, um in „kleineren“ Einheiten zu recht zu kommen, aber nicht um Grenzen in unseren Köpfen zu haben. Mein Ressourcenverbrauch und ökologischer Fußabdruck kann nur so groß sein, dass er für alle gelten kann (Kant). Ohne eine neue Weltsicht, ohne ökosoziale Gerechtigkeit wird es keinen Frieden geben können, im Gegenteil. Wenn wir jetzt nicht anfangen neu zu denken, sind weitere Kriege, soziale Unruhen, Flüchtlingsströme, Naturkatastrophen nicht nur möglich, sondern vorprogrammiert.

Nicht asketischer Verzicht kann uns helfen, sondern Genügsamkeit und Lebensfreude die mit wenig auskommt. Darüber sollten wir nachdenken. „Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen um schmieden und ihre Lanzen zu Winzermessern. Sie erheben nicht das Schwert, Nation gegen Nation, und sie erlernen nicht mehr den Krieg.“[2]


[1] Daniel Christian Wahl.

[2] Jes 2,4