Die Fußball-Weltmeisterschaft im Juni in Brasilien wirft ihre Schatten voraus. Auch in Vorarlberg und Liechtenstein steht mit dem europäischen Olympischen Jugendfestival (EYOF) ein sportliches Großereignis bevor. Der Gesellschaftspolitische Stammtisch versammelte dazu ein hochkarätiges Podium.

Wolfgang Ölz

Der gebürtige Vorarlberger Thomas Bauer lebt seit 18 Jahren in Brasilien und ist dort in der Entwicklungszusammenarbeit tätig. In seinem Impulsreferat vergleicht er die Fußball-WM in Brasilien mit einer Fußballmannschaft. Im „Mittelfeld“ sieht Thomas Bauer Josef Blatter, den Präsidenten des Weltfußballverbandes (FIFA)und Jerome Valcke (Generalsekretär der FIFA). Die FIFA wird bei der Fußball-WM geschätzte fünf Milliarden Euro einnehmen, ohne dabei soziale Standards einhalten zu müssen. Außerdem verlangen die Repräsentanten der FIFA von den Staaten, die eine Fußball-WM durchführen, von der Zusage bis zur Durchführung Steuerfreiheit.

WM - ein großes Geschäft
Im „Sturm“ erkennt Thomas Bauer die Hauptsponsoren, allen voran internationale Konzerne, für die die WM ein großes Geschäft ist. In der „Verteidigung“ sieht Bauer die Militärpräsenz in den Favelas, mit der die Touristen vor der eigenen Bevölkerung geschützt werden sollen.  Im „Tor“ platziert Bauer die brasilianische Präsidentin, Dilma Rousseff, die mithilfe eines Sieges der Brasilianer bei der Fußball-WM im Wahljahr 2014 wieder Präsidentin werden will. Als „Publikum“, das nicht dabei sein darf, bezeichnet Bauer die aus den elf Austragungsorten 170.000 Vertriebenen.

Angeregte Diskussion
Thiago De Lima Silva, ein brasilianischer Profifußballspieler bei Austria Lustenau, sieht trotz Kriminalität und „Fußballmafia“ in Brasilien die Möglichkeit, Spaß an der Fußball-WM zu haben. Susanne Schaudy von der Dreikönigsaktion bemängelt dagegen, dass bei der WM Kinderrechte, etwa durch Zwangsumsiedlungen, bei denen Familien auseinandergerissen werden, massiv verletzt werden. Philipp Groborsch als Eventmanager beim europäischen Olympischen Jugendfestival (EYOF) tätig, vertritt die „andere Seite“, auch wenn der Vergleich Fussball-WM Brasilien und Olympisches Jugendfestival in Vorarlberg und Liechtenstein „hinke“. Er plädiert dafür, auch die positiven Aspekte etwa des Massentourismus zu sehen, wenngleich er einräumt „dass es immer schlimm sei, wenn jemand vertrieben werde“. Thomas Bauer pflichtet ihm da bei: „Jedenfalls sollen immer beide Seiten gehört werden.“

Eine Initiative für globales Fairplay: Unterschreiben Sie online für die Einhaltung der Menschenrechte bei Sportgroßveranstaltungen:  www.nossojogo.at