Die Wissenschaft streitet seit Jahren, Literat Victor Hugo versuchte es salomonisch mit einem „Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist“ – und allen anderen… ist ziemlich egal, was zuerst da war – ob Sprache, ob Musik. Hauptsache, es gibt sie: Die Sprache für Momente, in denen es Klartext braucht, die Musik, sobald es um Dinge geht, mit denen es nicht ganz so einfach ist: Zuneigung, Trauer, Sehnsucht… das Lied, das mehr als tausend Worte sagt.

Die Idee solcher beredten Musik ist der Dreh- und Angelpunkt der Reihe „Religionen hören“, die von Aglaia Maria Mika, Beauftragte für interreligiösen Dialog der katholischen Kirche Vorarlberg, konzipiert worden ist. Insgesamt vier Veranstaltungen im März und April stellen sich der Frage, ob Musik nicht doch ein Kommunikationsmittel sein kann, das einspringt, wo Sprache an ihre Grenzen stößt. Das Projekt steht in der Tradition des Projekts „Zeig mir, was dir heilig ist“ der einstigen Islambeauftragten der Diözese Elisabeth Dörler. Von 2005 bis 2009 luden Katholiken ihre muslimischen Mitbürger in Kirchen und andere religiöse Stätten ein – der Beginn eines interreligiösen Dialogs auf Augenhöhe.

Verständnis und Verständigung mit Musik

Mika erweiterte das Konzept 2014: Seither stehen auch die Türen zu Gebetsorten von Buddhisten, Muslimen, Juden und anderen Glaubensgemeinschaften offen, schließlich ist Vorarlberg als Bundesland mit dem zweitgrößten Anteil an nicht-christlichen Religionen in dieser Hinsicht ein kleines Paradies (noch mehr Vielfalt bietet nur Wien). Der Zuzug von Flüchtlingen aus den verschiedensten Weltre(li)gionen bereichert das Angebot nur noch.
Die Idee, auch Musik „zu Wort“ kommen zu lassen, lag für die studierte Mezzosopranistin Mika auf der Hand: „Wir möchten Religion mit allen Sinnen erfahrbar machen“, erklärt sie die Idee hinter der neuen Reihe „Religionen hören“. Dort, wo es mit der verbalen Verständigung vielleicht noch nicht so weit her ist, spricht Musik für sich.

Konzerte, Vorträge und eine Wanderung

Zum Beispiel am Freitag, den 24. März, im Benefizkonzert in der St. Peter-Kirche in Rankweil. Neben dem internationalen Ensemble „Kobane“, dem alevitischen Saz- und Oud-Spieler Aydin Balli und dem buddhistischen Mönch Geshe Tenzin Phende bringt sich auch Mika mit Gesang und Shrutibox ein. Der Eintritt ist frei, Spenden zugunsten von „Flucht und Asyl“ Rankweil werden erbeten.

Am 29. März spricht Flüchtlings- und Migrationsseelsorger Pater Patrick Kofi um 19 Uhr in der Scheune Lehen in St. Gerold über die Frage, wie ein gutes Miteinander von Einheimischen und Geflüchteten gelingen kann. Balli und Mika ergänzen seinen Vortrag – auch musikalisch. Balli, der nicht nur ein hervorragender Musiker ist (eins seiner Instrumente, die Saz, gilt im Islam auch als „Koran mit fünf Saiten“), leitet auch meditative Übungen an, so genannte Zakir oder Dhikr, die den katholischen Rosenkränzen ähneln.

Einen Monat darauf, am 29. April, startet um 14.15 Uhr an der Landesbibliothek Bregenz eine interkulturelle Wanderung zu verschiedenen Weltreligionen: Stationen sind u. a. der Friedensbaum der iranischen Bahà’í-Gemeinschaft, die katholische Kirche St. Gallus, die evangelische Kirche am Ölrain und die ATIB-Moschee.

Das interreligiöse Konzert am Sonntag, den 30. April um 19:30 Uhr in der St. Sebastian-Kirche in Hard führt Balli, Phende und Mika noch einmal zusammen.