Die Islambeauftragten Aglaia Mika und Ursula Rapp nehmen zur geplanten PEGIDA-Demonstration in Bregenz Stellung.

“PEGIDA“, in Worten: „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ nennt sich eine in Dresden im Oktober 2014 formierte Protestbewegung. Bei wöchentlichen Kundgebungen wendet sich diese Bewegung gegen die von ihr behauptete „Islamisierung des Abendlandes“ sowie eine verfehlte Einwanderungs- und Asylpolitik Deutschlands. Diese Art der Auseinandersetzung mit den genannten Themen verbreitete sich auf mehrere Städte in Deutschland und mittlerweile auch in Österreich. Für kommenden Sonntag, 22. März 2015, ist nun auch die erste PEGIDA-Demonstration in Bregenz angesagt.

Wir alle stehen unter dem Eindruck der schrecklichen Ereignisse des Terrors, der zwischenzeitlich auch den Weg nach Europa gefunden hat. Das damit generierte Zerrbild des Islam führt dazu, dass auch die friedliebenden Menschen muslimischen Glaubens – auch bei uns – unter Generalverdacht geraten. Das ist das eine.

Das andere ist, dass manche Entwicklungen in unserer Gesellschaft Menschen ängstigen. Sie fürchten um ihren Arbeitsplatz und ihren sozialen Status. Die auch bei uns bunter und heterogener werdende Gesellschaft erfahren sie nicht als Bereicherung, sondern als Gefährdung dessen, was ihnen Heimat gibt. Solch verbreitetes Unbehagen ist immer in der Gefahr, sich zu entladen, indem es sich gegen eine „Sündenbock“-Gruppe richtet. PEGIDA scheint dieser Dynamik zu folgen. Hinzu kommt, dass rechtsradikale und ausländerfeindliche Bewegungen solche Demonstrationen für sich nützen und damit die Ängste der Menschen nochmals funktionalisieren. Klar ist jedenfalls, dass sich die Ausgrenzung von einzelnen oder Menschengruppen niemals „christlich“ nennen darf und sich auch nicht auf die Bewahrung eines „christlichen Abendlandes“ berufen kann.

PEGIDA arbeitet mit Pauschalierungen, die oftmals kaum noch etwas mit der Wirklichkeit zu tun haben. Was ist denn in Vorarlberg das „Abendland“, das bedroht ist? Oder was ist die „Islamisierung“, gegen die wir uns wehren müssen? Die Ängste hingegen sind so konkret wie die Menschen und ihre Lebenssituationen. Die pauschalierenden Floskeln auf dem Kornmarktplatz helfen niemandem – im Gegenteil: Sie erschweren die konkreten Lösungen.

Der einzige Weg ist, in den konkreten Problemfeldern nach Lösungen zu suchen. Da sind wir alle gefragt: die politisch Verantwortlichen, die Religionsgemeinschaften, letztlich jede Bürgerin und jeder Bürger. Die Spannungen und Konflikte müssen im Rahmen des österreichischen Grundrechts dort gelöst werden, wo sie bearbeitbar sind. Frieden, Sicherheit und Wohlergehen können nicht gegen die MitbürgerInnen anderer Religionen und Kulturen, sondern nur mit ihnen gemeinsam erreicht werden. Die wohlwollende Begegnung mit dem muslimischen Nachbarn oder Mitschüler hilft langfristig mehr als die PEGIDA-Demonstration in Bregenz. Wir brauchen vielmehr Initiativen, die Mut machen zum Zusammenleben in Vielfalt.