Ethiklehrgang für ÄrztInnen, Pflegende, SeelsorgerInnen und SozialarbeiterInnen startete am 26. September 2014 im Bildungshaus Batschuns

Was tun, wenn die Möglichkeiten der modernen Medizin zur Behandlung schwerster Krankheiten immer vielfältiger werden, aber gleichzeitig Zweifel aufkommen, ob eine bestimmte Behandlung überhaupt noch sinnvoll ist?

Immer häufiger sehen sich ÄrztInnen vor der schwierigen Situation, eine Entscheidung fällen zu müssen, ob nun das ganze Repertoire der medizinischen Kunst ausgeschöpft wird oder nicht. Behandlungsbegrenzungen, also der bewusste Verzicht auf lebensverlängernde Maßnahmen und das Akzeptieren-Können, dass es besser ist, wenn ein Patient sterben darf, stellen alle Beteiligten vor große Herausforderungen. Nicht selten kommt es dabei zu Differenzen zwischen ÄrztInnen, Pflegenden und Angehörigen, die einen professionellen Rahmen benötigen.

Wer sorgt im Konfliktfall dafür, dass unter Einbeziehung aller Beteiligten eine gut begründete und für alle tragbare Lösung gefunden wird?

Seit knapp zwei Jahren ist Vorarlberg mit seiner dichten Ansiedlung von Gesundheitseinrichtungen österreichweit Vorreiter, was die Professionalisierung ethischer Entscheidungsfindung an Krankenhäusern betrifft. Die Einrichtung von Ethikkomitees am Krankenhaus Dornbirn und am LKH in Bregenz sind erste starke Signale, dass die Ethik in den Einrichtungen einen institutionalisierten Ort bekommt. Die Auseinandersetzung über ethische Fragen im klinischen Kontext ist berufsgruppen-übergreifend und interdisziplinär. Sie verlangt nach einer gewachsenen Struktur und Kultur des Miteinanders, um den großen Herausforderungen, in schwierigen Situationen richtig zu entscheiden, gewachsen zu sein.

Das EthikCenter der Diözese Feldkirch hat aufgrund dieser Entwicklung in Zusammenarbeit mit dem Bildungshaus Batschuns einen fünfteiligen Lehrgang ins Leben gerufen, der am Freitag, den 26. 09. startete. „Ethische Fallbesprechungen im klinischen Kontext“ lautet der Titel und legt damit den Fokus auf eine spezifische Kompetenz, die es zu entwickeln gilt: Entscheidungsprozesse unter Einbeziehung aller an einem Fall beteiligten Berufsgruppen zu moderieren. In insgesamt fünf Modulen von September bis März 2015 werden medizinethische Grundlagen, ethische Fragen des klinischen Alltags sowie rechtliche Aspekte und die Moderation von Fallbesprechungen trainiert und vermittelt. Fünf namhafte und erfahrene ReferentInnen werden die TeilnehmerInnen in Batschuns auf diesem Weg begleiten.

Dr. Michael Willam, Leiter des EthikCenters, Organisator und Lehrgangsbegleiter dazu:
„Wir sind froh, einen solchen Lehrgang maßgeschneidert hier in Vorarlberg anbieten zu können und damit österreichweit Vorreiter zu sein. Das große Interesse an diesem Angebot zeigt, dass die Zeit reif ist für das Thema.“

Dr. Michael Willam
EthikCenter