In der Hämmerlestraße in Gisingen bietet die Lebenshilfe Menschen mit einer Beeinträchtigung eine innovative Form des Zusammenlebens: ein Wohnprojekt mit Vorbildcharakter.

Jedem das Seine – Wo wird dieser Ausspruch bildhafter als beim Wohnen. Die einen mögen‘s ruhig, andere wiederum haben gerne Menschen und Gesellschaft um sich. In der Vorarlberger Betreuungs- und Pflegeszene gab es im Bereich „Wohnen mit Beeinträchtigung“ lange nur das „Entweder-Oder“. Entweder man wohnt in einem gemeinsamen Wohnhaus bzw. einer Wohngemeinschaft oder man wird ambulant versorgt. Mit „Miteinander Wohnen“ etablierte die Lebenshilfe Vorarlberg vor einigen Jahren eine Zwischenform, die sich inzwischen an mehreren Standorten – in Feldkirch-Gisingen, in Bregenz und in Mittelberg – sehr gut bewährt hat.

Zum Projekt

In der Hämmerlestraße in Gisingen erklärte Andreas Dipold, Geschäftsbereichsleiter Wohnen bei der Lebenshilfe, das Konzept dahinter: „Die Menschen, die hier leben, haben eigene Kleinwohnungen, die sie mieten. Die Idee ist, dass jemand privaten Wohnraum haben kann und es dennoch Flächen für gemeinschaftliche Aktivitäten gibt.“ Durch den eigenen Wohnraum haben die Bewohner/innen einen hohen Grad an Eigenverantwortung und Autonomie, je nach Bedarf aber auch rund um die Uhr Unterstützung. In der Hämmerlestraße gibt es insgesamt 14 Einzimmerwohnungen, aufgeteilt auf drei Gebäude. Eine Einheit ist als Cluster konzipiert, in der 6 Menschen mit Behinderungen leben. Jede Wohnung wurde speziell auf die Bedürfnisse der Menschen adaptiert, hat also ein Schlafzimmer und ein Bad und je nach Bedarf auch eine Küche. Im Erdgeschoss des Haupthauses können sich die Menschen in den Gemeinschaftsräumen mit Küche treffen, auch eine Begleitperson hat hier ein eigenes Büro, um die Menschen zu unterstützen. Ein steter Gast in den Gemeinschaftsräumen ist zum Beispiel Marianne, die vor zwei Jahren eine Einzimmerwohnung im Haupthaus bezogen hat: „Ich richte mir jeden Tag selber mein Frühstück! Zu Mittag oder am Abend esse ich aber hier gemeinsam mit den anderen oder in der Werkstatt, wo ich arbeite!“ Auch Sonja hat eine Wohnung bezogen, trifft sich aber gerne mit anderen im Erdgeschoss um Kaffee zu trinken, zusammenzusitzen und den Tag ein bisschen zu verdauen. „Am Wochenende bin ich nur ab und zu zum Essen hier, weil ich oft bei meiner Mama beim Mittagessen bin!“ Die freie Zeit – beide arbeiten halbtags in der Werkstatt – verbringen beide dann mit Einzel- oder Gruppenaktivitäten: Wandern, Ausflüge oder wie es Marianne gerne hat, Fußpflege.

Was es braucht

Die neue Wohnform wird gerne angenommen, es sind bereits neue Projekte in Lustenau und Dornbirn in Planung. Kooperationspartner sind dabei entweder vorbildliche Gemeinden, die gemeinsam mit der Vogewosi oder Wohnbauselbsthilfe Räume zur Verfügung stellen, oder wie in Feldkirch private Wohnbauträger dafür sorgen, dass solche Wohnprojekte für Menschen mit Beeinträchtigung möglich werden können. Hier adaptierte die Firma Hämmerle eigens die Räumlichkeiten, damit das Wohnmodell seinen Platz findet und zeigt durch leistbare Wohnungsmieten dauerhaft ein großes, soziales Engagement. „Über weitere Chancen für Menschen mit Beeinträchtigung würden wir uns natürlich jederzeit freuen“, schließt Dipold.