Was haben Frauenrechte, Wasserschutz und indigene Spiritualität gemeinsam? Bei den Vorträgen der drei Preisträger/innen der diesjährigen „Projekte der Hoffnung“ wurde klar, wie eng viele globale Probleme - aber auch die Hoffnungen - zusammenhängen.

Aglaia Mika

„Der Bedarf für Wasser ist stark steigend, doch die Reserven werden immer geringer“, erklärt Maude Barlow. Durch ihre Forderung wurde Wasser als Menschenrecht in der UN-Charta verankert. „Wer am Bodensee lebt und aus frischen Bergquellen trinken kann, wird kaum glauben können wie nahe unser Planet an einer Wasserknappheit ist. Doch viele Menschen, ja ganze Regionen oder Stadtteile, sind bereits von einer Trinkwasserversorgung abgeschnitten. Auch für die Bevölkerung Syriens war dies eine der ersten Auswirkungen des aktuellen Krieges“, ruft Barlow zum Umdenken auf. Möglicherweise bewohnen wir die letzten Landstriche der Erde, in denen Schmutzwäsche mit Trinkwasser gewaschen wird – doch der Tag wird kommen, an dem die Reserven aufgebraucht sind, und es ist besser wenn wir handeln, bevor es zu spät ist.

Sima Samar

„Was ist Ihre größte Errungenschaft?“ - „Dass ich noch lebe.“ Seit 2002 erhält Sima Samar, Vorsitzende der Menschenrechtskommission und ehemalige Frauenministerin Afghanistans, regelmäßige Morddrohungen. Als unermüdliche Kritikerin und Kämpferin für Recht und Gerechtigkeit hat sie in der Elite ihrer Heimat viele Feinde. Ihr Ehemann wurde während der russischen Okkupation verhaftet und gilt seitdem als verschollen. Unermüdlich kämpft Sima Samar für die Ärmsten ihres Landes, nämlich für Frauen und Kinder. Über 100 Schulen und 15 Krankenhäuser hat die Ärztin, die zur Ehtnie der persischsprachigen, schiitischen Hazara gehört, gegründet.  
Dass sie trotz der vielen Gefahren und Schwierigkeiten immer wieder Erfolge sieht, gibt ihr Kraft, weiterzukämpfen. „Ich wollte einfach Widerstand leisten“, so ihre Grundmotivation. Und die Früchte sind zahlreich.
Afghanistan muss seit 30 Jahren die brutalen Umstände ertragen, welche Syrien gerade erleidet. Dass die Menschen, die davor fliehen, hier als Terroristen verdächtigt werden, dafür zeigt sie großes Mitgefühl. „Uns muss bewusst sein, dass Waffen in Fabriken produziert werden und dass Geld hier eine zentrale Rolle spielt. Und das Potential einer gewaltsamen Veranlagung schlummert in der Natur aller Menschen, unabhängig von ihrer Religion. Der IS ist ein brutaler kleiner Bruder der Taliban, und der Ursprung dieser Extremisierung liegt auch darin, dass die USA im Irak einmarschiert sind.“

Globale Nöte 

„Viele der First People of Kalahari, die aus ihrem Land vertrieben und von der Natur abgeschnitten wurden, leiden unter Depressionen und verfallen Alkohol und Drogen“, so Jumanda Gakelebone, Medizinmann und Sprecher der Buschleute San. Die Umstände, die er schildert, erinnern stark an die wachsenden seelischen Nöte der westlichen Gesellschaft. Ein vermehrtes Getrenntsein von der Natur verleitet zu mehr Konsum, mehr Entfremdung, letztlich auch zu mehr Gewalt. Umso wichtiger ist es also, dass das Herzstück der „Projekte der Hoffnung“ daraus besteht, Preisträger/innen und Schüler/innen in direkten Dialog miteinander zu führen. „Ziel ist, dass junge Menschen jemandem begegnen, der seiner Vision gefolgt und sich selbst treu geblieben ist – trotz aller Herausforderungen und Widerstände. So können unsere Jugendlichen Zugang zur eigenen Kraft bekommen und schlummernde Ideen und Visionen entdecken“, so Christian Hörl und Marielle Manahl, die Träger dieser Initiative.

Visionen

Zukünftig sollen die „Projekte der Hoffnung“ sogar mit verschiedenen Kunstprojekten ausgeweitet werden. Seit 2006 haben jährlich rund 1000 Erwachsene und Jugendliche die Veranstaltungen besucht. Sie haben sich mit den Fragen auseinandergesetzt, was unsere Welt heute braucht, und wie aktuelle globale Anliegen wie Menschenrechte, Frieden und Umweltschutz ihren Weg in die Herzen der Menschen finden können. Wer die Geschichten der Preisträger/innen des alternativen Nobelpreises aus erster Hand hört, wird zutiefst berührt sein – und findet Motivation, auch das eigene Leben verantwortungsbewusster zu gestalten.