Wie sozial muss ein Unternehmen sein? Oder kann bzw. muss? Darf es vielleicht sogar „unsozial“ sein? Fragen wie diesen gingen diese Woche vier ExpertInnen beim Gesellschaftspolitischen Stammtisch nach.

Es klingt fast schon wie ein Schimpfwort, dabei müsste „sozial“ doch ein positiv konnotiertes Wort sein, sprach sich Daniel Mutschlechner (Bildungshaus St. Arbogast) gleich zu Beginn für eine „Rehabilitierung“ des Begriffes aus. Wie auch für das Wort „Unternehmer“, das auf keinen Fall mit dem Kapitalisten gleichzusetzen sei. Denn wenn das Verhältnis stimme, stecke im Unternehmertum viel Soziales.

Für alle?

Und damit steckten die vier ExpertenInnen auf dem Podium auch schon mitten in einer Diskussion, bei der sie sich eigentlich ziemlich einig waren. Ein Unternehmen sei - wenn es Gewinn mache - generell sozial, schließlich werde das Geld wieder reinvestiert, betonte z. B. Hubert Rhomberg, wie wichtig gut qualifizierte MitarbeiterInnen sind. Das beginne bereits in der Lehre und setze sich dank fortschreitender Technologie ein (Weiterbildungs-)Leben lang fort. Denn „sozial“ stehe für  die Chancengerechtigkeit, sich zu entwickeln.

Soziale Frieden

Auch der Gewerkschafter Bernhard Heinzle sprach sich für eine „Verhältnismäßigkeit“ aus und gab einen kleinen Blick hinter die Kulissen. In eine Welt, in der Vorstände jährlich unrealistische 700.000 Euro, Textilarbeiter monatlich aber nur 1800 Euro brutto verdienen. „Die Menschen müssen lernen sich zu organisieren“, plädierte Heinzle für eine Arbeitnehmervernetzung und eine Stammtischkultur. Und für die Wahrung des sozialen Friedens.

Das lohnt sich

Menschen, die nicht Schritt halten können, hätten es auf dem Arbeitsmarkt ganz besonders schwierig, hielt ein Gast aus dem Publikum fest. Egal ob z. B. Menschen mit Beeinträchtigung, Alleinerziehende, ältere oder gesundheitlich beeinträchtigte Menschen. Sie würden oftmals als Bittsteller behandelt und damit vom sozialen Leben ausgegrenzt. Ein Vorzeigeunternehmen ist hier jenes von Stefanie Walser, die ihre soziale Pflicht ernst nimmt und ihre sieben MitarbeiterInnen (die übrigens alle über 50 Jahre alt sind) „weit über dem Kollektivvertrag“ bezahlt. Ein Engagement, das sich lohnt, sind auch die vier anderen Experten von einer fairen Entlohnung überzeugt. Ein fairer und sozialer Umgang sei aber nicht mit Schwäche gleichzusetzen, betont Mutschlechner, dass man von seinen MitarbeiterInnen Leistung erwarten dürfe. Vielmehr gelte es wichtige Signale zu setzen.

Brutto oder netto?

Großer Druck lastet vor allem auf den Jugendlichen, die in der Schule oftmals ein Schulfach „Arbeitswelt“,  „Lebensschule in wesentlichen Dingen“ oder einfach „Hausverstand“, brauchen könnten, sind sich die ExpertInnen einig. SchülerInnen einer Maturaklasse konnten ihm die Frage, ob sie lieber 3.000 Euro brutto oder netto verdienen, nicht beantworten, zeigt Heinzle die Lage an einem Beispiel auf. Und sie sind noch mit anderen Problemen konfrontiert - den steigenden Wohnkosten beispielsweise, die ein leistbares Leben zur Herausforderung werden lassen.

Schlussworte

Achtsamkeit, Bildung von Anfang an mit einem Fokus auf „Hausverstand“, Qualitätsmedien und eine funktionierende Öffentlichkeit waren einige der Wünsche, die die ExpertInnen den Gästen und damit der Gesellschaft mit auf den Weg gaben. Ebenso wie der Vorbildcharakter von UnternehmerInnen und korrekte Umgangsformen - auch mit Lieferanten und Konkurrenten. „Wir müssen uns klar werden was wirklich wichtig ist, uns gegenseitig wahrnehmen und das Richtige tun“, brachte es Rhomberg auf den Punkt.