Dass die „FrauenFreundschaft“ im Mittelpunkt des FrauenSalons am vergangenen Mittwoch stand, passte wunderbar. Denn die meisten Besucherinnen hatten das „Thema“ des Abends an ihrer Seite: ihre Freundin.

Patricia Begle

Festlich geschmückte Räume, Sektempfang, feines Fingerfood, Musik - das Ambiente des FrauenSalons schafft immer wieder eine leichte, fröhliche Atmosphäre - beste Bedingungen für gute Gespräche. Und solche Gespräche fanden an diesem Abend im Bildungshaus Batschuns viele statt. Unter anderem wurden sie durch die Impulse von Angelika Walser angeregt. Die Professorin für Moraltheologie und Spirituelle Theologie an der Universität Salzburg zog in ihrem Vortrag einen Bogen von der Gegenwartsliteratur bis zurück zur griechischen Philosophie. Zwischenhalt machte sie dabei in der Romantik. Dort nämlich wurde erstmals über Frauenfreundschaften geschrieben - in einer sehr idealisierten Form. Überliefert wurden Frauenfreundschaften zudem auch durch die Biographien von Ordensfrauen. Hildegard von Bingen zum Beispiel oder Teresa von Avila. Ihre Mitschwestern - die auch Freundinnen waren - befruchteten ihr Wirken.

Die Formen der Freundschaft

Aristoteles sprach den Frauen die Fähigkeit zur Freundschaft ab. Im selben Maße erstaunlich ist wohl, wie der Philosoph Männerfreundschaften beschreibt - in Charakeristika, die wir heute eher Frauen zuschreiben würden. Grundsätzlich unterscheidet er drei Formen der Freundschaft: jene um des Angenehmen willens, die Zweckfreundschaft und jene um der Tugend willen. „Ich möchte, dass es dir gut geht“ - das ist es, was letztere bedeutet. Walser wies darauf hin, dass jede der drei Formen ihren Sinn und ihren Platz hat.

Fünf Charakteristika für eine gelingende Freundschaft führte sie an: Balance im Nehmen und Geben, Verletzlichkeit eingestehen, Vertrauen riskieren, Verbindlichkeit in aller Freiheit, Differenzen achten und aushalten. Was Freundschaften auf jeden Fall brauchen: Zeit. Diese müsse man sich nehmen. Mit einem Zitat des französischen Philosophen Jacques Derridà schloss sie: „... sie (Freundschaft) ist fraglos eine Weise des Liebens."

Freundschaft zwischen Frau und Mann

Die Gespräche gingen dann an den Tischen weiter und schließlich wieder zurück ins Plenum. Vieles war ausgetauscht und reflektiert worden. Zum Beispiel die Freundschaft zwischen Frau und Mann. Walser erklärte, dass diese „Cross-Sex-Friendships“ möglich sind, wenn das Begehren nicht mit ins Spiel kommt, denn dieses schaffe immer Asymmetrie. Angesprochen wurde auch das Thema von Frauenfreundschaften in der Lebensmitte - nach einem Ortswechsel oder nach einer Scheidung, wenn das soziale Netz sich völlig ändert. Walser merkte hier an, dass derzeit ein Transformationsprozess in Gang sei, von dem sie sich eine neue Offenheit erhoffe - weg von der Geschlossenheit der Kernfamilie hin zu einer Auflockerung des sozialen Gefüges.

Ob Aristoteles, Derrida oder die Teilnehmerinnen - immer wieder wurde auf die gesellschaftspolitische Bedeutung von Freundschaften verwiesen, sie sind auf das Wohl der Gemeinschaft ausgerichtet, nicht nur fürs Private. In Hinblick auf interkulturelle oder interreligiöse Beziehungen gewinnt dieser Aspekt besondere Aktualität. Walser sieht darin eine Aufgabe, die wir gestalten können - auch auf politischer Ebene. Und schließlich erzählte eine junge Frau von den Erfahrungen mit ihrer besten Freundin. Vom miteinander Lachen und Weinen, vom Auf und Ab seit sie vier Jahre sind. „Das wünsch ich jeder!“ 

Zum Nachhören

finden Sie die Ausführungen von Angelika Walser auf Radio PROTON als Kurzversion und Langversion.