Die KirchenBlatt-Kolumne "Welt der Religionen" erscheint monatlich und nimmt Aktuelles im Bereich "Interreilgiöses" in den Blick. Im Mai 2016 schreibt Ursula Rapp über den Moscheebau in Bludenz.

Menschen aus aller Welt mit unterschiedlichen Religionen kommen zu uns. Unsere Gesellschaft und unser Leben werden dadurch vielfältiger und reicher. Durch das Fremde entstehen aber auch Verunsicherungen, die oft weniger neugierig als vielmehr ängstlich machen. Wie können wir friedliches Zusammenleben und die Welt gestalten?
Begegnungen, einander Kennenlernen und Wissen voneinander können Beziehung und Vertrauen schaffen. Da Religion ein Teil des Fremdseins ist, ist das Gespräch über Religion, der Austausch religiöser Menschen darüber, was ihnen heilig und wichtig ist, sehr bedeutsam.
Die Beauftragten für interreligiösen Dialog der Diözese geben mit dieser Kolumne einen Beitrag zu diesem Kennenlernen. Wir - Ursula Rapp und Aglaia Mika - werden jeden Monat abwechselnd von interreligiösen Begegnungen erzählen, Wissen und Erfahrungen von verschiedenen Religionen teilen.

So sei als erstes berichtet vom Moscheebau in Bludenz, der Vielen aus den Medien bekannt ist. Die Moschee wird nach Plänen von Architekt Bruno Spagolla vom atib-Verein Bludenz (atib-bludenz.com) errichtet. „atib“ ist die „Türkisch-islamische Union Österreich“, ein eingetragener Verein für kulturelle und soziale Zusammenarbeit. Der Architekt hatte die Idee, eine etwa 16 Meter hohe Glas-Stele mit einem Koranzitat gut sichtbar vor dem Eingang der Moschee zu errichten. Kürzlich saßen Vertreter von atib, der Architekt, Zekirjia Sejdini (Universität Innsbruck), Eva Grabherr (okay.zusammenleben) und Ursula Rapp (Diözese Feldkirch) zusammen, um über die geplante Stele zu diskutieren. Es ist der Gemeinde wichtig, dass ein Text zitiert wird, der Offenheit, Dialog und eine Einladung zum Ausdruck bringt und hat folgende Sure aus dem Koran vorgeschlagen:
„O Menschen! Siehe, wir haben euch alle aus einem Männlichen und einem Weiblichen Wesen erschaffen, und haben euch zu Nationen und Stämmen gemacht, auf dass ihr einander kennenlernen möget. Wahrlich, der Edelste von euch in der Sicht Gottes ist der, der sich Seiner am tiefsten bewusst ist. Siehe, Gott ist allwissend, allgewahr.“
Der Vers drückt aus, dass die Vielfalt der Völker und auch der Religionen von Gott gewollt, ja sogar Schöpfungswerk ist. Unsere Aufgabe ist es, einander kennenzulernen. Am Eingang zur neuen Moschee in Bludenz können Offenheit und Einladung kaum deutlicher und ernsthafter ausgesprochen werden, als mit diesem Text.

Ursula RappUrsula Rapp
Leiterin des Instituts für Religionspädagogische Bildung der KPH „Edith Stein“ sowie Beauftragte der Katholischen Kirche Vorarlberg für den Interreligiösen Dialog

(Aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 18 vom 5. Mai 2016)