Das Thema Nachhaltigkeit ist auch in Vorarlbergs Pfarren angekommen. f5 heißt das Projekt dazu, bei dem analog zu den e5-Gemeinden am Aufbau von f5-Pfarren gearbeitet wir. "f" steht dabei übrigens für Fairness. Zum Jahresbeginn wirft Referent Jürgen Mathis im Interview einen Blick auf den f5-Prozess, kleine Hürden und Beispiele, die großen Mut machen.

Wo steht das Projekt f5 aktuell?
Jürgen Mathis: Neun Pfarren haben sich schon auf den Weg gemacht, und weitere fünf, sechs Pfarren überlegen das ebenfalls. Mein Ziel ist es, alle Pfarren in Vorarlberg zu besuchen, um das Projekt vorzustellen. Manche reagieren auf mein Angebot sofort, nach dem Motto „Super, dass du kommst“, andere antworten „Jetzt passt’s nicht, aber im Herbst melden wir uns“. Ich habe den Eindruck, dass das Thema grundsätzlich präsent ist.

Kein Wunder: Der heiße Sommer 2018, der viele Schnee 2019 werden ja auch als potentielle Auswirkungen des Klimawandels diskutiert und das Einhalten des Zwei-Grad-Ziels scheint wichtiger denn je.
Mathis: Unbedingt – wobei man natürlich sagen muss, dass das nur Prognosen sind – wie’s wirklich aussieht in 20 Jahren – ob ärger, ob nicht ganz so schlimm wie befürchtet – weiß keiner. Im Kontakt mit den Pfarren spüre ich allerdings schon eine Aufbruchsstimmung.

Aber?
Mathis: Manche spiegeln mir, dass es ihnen an der Zeit und den Ressourcen fehlt, sich dieses doch vergleichsweise neuen Themas aktiv anzunehmen. Die Ehrenamtlichen werden weniger, die Priester müssen größere Einheiten versorgen, und dann kommt noch was dazu… das ist mancherorts schon ein Problem.

Ist es denn so viel Aufwand, eine Pfarre nachhaltig und „fair“ zu machen?
Mathis: Überhaupt nicht! Was ich zu vermitteln versuche ist, dass sie nichts Neues anfangen müssen, sondern das, was sie tun, zunächst auf den Prüfstand stellen können. Beispiel Papier: Das muss jede Pfarre einkaufen. Da kann man hergehen und sagen: Wir kaufen ab sofort ausschließlich Recycling-Papier über den ÖkoBeschaffungsService (ÖBS). Dazu muss oft nicht einmal der bisherige Anbieter gewechselt werden. So fällt bei vielen die Angst weg, das der f5-Prozess Mehrarbeit bedeutet.

Und was ist mit den Kosten?
Mathis: Das ist natürlich auch eine Sorge: Fair zu werden, kostet mehr Geld. Dabei ist das nicht das Thema, im Gegenteil. Es gibt Dinge, die kann jede Pfarre sofort angehen, ohne höhere Ausgaben oder Mehrarbeit – sie müssen sie nur ein bisschen anders tun. Natürlich stellt sich irgendwann die Frage, was mit der alten Ölheizung werden soll, aber das ist nicht der erste Schritt. Wenn ich diese Angst ausräumen kann, ist schon viel gewonnen.

Was hörst du aus den Pfarren, die schon aktiv sind?
Mathis: Unheimlich viel – die Praxis geschieht schließlich vor Ort. Welche Methoden es beispielswiese gibt, die Böden umweltbewusst mit Schmierseife zu reinigen und dabei sogar Kosten zu sparen, etc. Ich sammle solche Ideen, mache einen Artikel daraus und gebe das dann wieder an die Pfarren zurück. Die Themen und Ansätze sind ganz unterschiedlich: In Sulz wünscht man sich gemeinsam mit dem Kindergarten einen Gemeinschaftsgarten und sucht nach Erfahrungen aus anderen Orten. Lustenau plant eine Photovoltaikanlage, die Bludenzer sammeln Wasser. Und dann gibt es noch den SOC-Stromsparservice, den schon viele Pfarren nutzen – sogar mehr, als sich aktiv zu f5 bekennen – einfach, weil es so simpel ist: Eine Unterschrift genügt, den Rest macht die Firma Energie-Controlling von Max Hartmann in Altach – und es fallen für die Pfarren keinerlei Kosten. Die Lizenzgebühren werden von der Diözese übernommen, aber der Gewinn des so optimierten Strom- und Gasverbrauchs bleibt bei ihnen.

Klingt, als könnte man auch für den eigenen Haushalt noch was lernen!
Mathis: Genau darum geht es: Nicht nur auf die Pfarre zu schauen, sondern sich zu überlegen, was Nachhaltigkeit für einen persönlich bedeutet. Im Idealfall wandert das Thema aus dem privaten Engagement in die Pfarre und von da wieder raus in die Welt.

Ein ähnliches Multiplikations-Ziel hat auch das Vernetzungstreffen am 14. Juni im Jugend- und Bildungshaus St- Arbogast.
Mathis: Richtig: Zu dem Termin sind alle Pfarren eingeladen, die den f5-Prozess bereits gestartet haben, und die, die daran interessiert sind. Vernetzung ist das eine Ziel, Wissensvermittlung ein anderes: Es wird ein Referent vom Energieinstitut einen Blick auf das Thema Energieversorgung werfen, und dann werden wir gute Ideen aus den Pfarren präsentieren, frei nach dem Motto: Guck mal, so machen die das, und darüber den Austausch untereinander anstoßen. Es macht einfach Mut, wenn man sieht: Die anderen sind auch dran, wir sind nicht allein.

Die Fragen stellte Charlotte Schrimpff