Der Tod ist für uns alle schwer, weil er immer ein Abschied bleibt. Manchmal ist er grausam wie ein Räuber, manchmal aber auch wie ein Erlöser. So viele Religionen und Kulturen haben über den Tod des Menschen nachgedacht, manche haben schreckliche Bilder entworfen, manche hoffnungsvolle. Auch unsere moderne Todesforschung spricht von einem hoffnungsvollen Übergang durch eine Röhre in ein Licht.

Rudolf Bischof Rudolf Bischof,
Generalvikar und Dompfarrer

„Der Tod hat eine Botschaft an uns, ohne die wir nicht wissen, wer wir sind.“, meint Pierre Teilhard de Chardin, der das ganze Leben auf dieser Erde als eine große Entwicklung sieht, die auf den Punkt Omega in Christus zugeht. Ladislaus Boros, der große Theologe des Todes, der den Tod als großen Entscheidungsschritt sieht, meint: „Indem der Mensch den Tod erfährt, wird er von allem befreit, was ihn bis dahin hinderte, Gott ins Angesicht zu schauen.“ Und Karl Rahner schließt sich dem an, wenn er den Tod in seinen Erinnerungen so beschreibt: „Wenn die Engel des Todes all den nichtigen Müll, den wir unsere Geschichte nennen, aus den Räumen unseres Geistes hinausgeschafft haben ... wenn alle Sterne mit denen wir selber ... den Himmel unserer Existenz drapiert haben, verglüht und erloschen sind, wenn der Tod eine ungeheuerlich schweigende Leere errichtet hat, ... und wenn sich dann diese ungeheure schweigende Leere, die wir als Tod empfinden, in Wahrheit erfüllt ist von dem Urgeheimnis, das wir Gott nennen, von seinem reinen Licht und seiner alles nehmenden und alles schenkenden Liebe, und wenn uns dann doch das Antlitz Jesu erscheint und uns anblickt... , dann können wir stammelnd erahnen, was wir christlich erwarten: Im Untergang des Todes ... den Aufgang dessen, was unser Leben jetzt schon trägt und prägt, die Treue des unfassbaren Gottes, seine alles nehmende und alles schenkende Liebe.“ So wird der Tod zu einem großen Zeichen der Hoffnung, die wir Auferstehung nennen.

Es ist Aufgabe für uns als Christen und damit als Kirche in Vorarlberg, dass wir miteinander diese Hoffnung teilen und uns in ihr stärken, denn so erst macht der Tod unser Leben sinnvoll und nicht wertlos. Das Leben kann doch keinen Sinn haben, wenn im Tod alles aus ist.

Wo der Tod nur Abschied ist und Ende, da wird Leben sinnlos, da ist unser Leben wie eine Sanduhr, die immer schneller rinnt, und nie mehr aufsteigt, da ist alles Verlust. Mich hat ein Satz beeindruckt, den die Christen auf dem Friedhof in Halle prägten, wo unser seliger Carl Lampert beerdigt war: Für uns gibt es keine Toten, die Geschichte ist nie vorbei, sie ist immer gegenwärtig.

So versinkt der Mensch im Tod nicht in ein Nichts und auch nicht in ein Dunkel, sondern wird im Licht der Auferstehung zu neuem Leben erweckt.

(aus "ZeitFenster - Tod und Trauer" Nr. 7 vom 25. Oktober 2018)