„Das Klima ist ein gemeinschaftliches Gut von allen für alle“ (LS 23), schreibt Papst Franziskus in seiner öko-sozialen Enzyklika „Laudato si´ - Über die Sorge für das gemeinsame Haus.“ Und meint weiter: „Die Umwelt ist ein kollektives Gut, ein Erbe der gesamten Menschheit und eine Verantwortung für alle.“ (LS 95)

Die Zukunft der Menschheit liegt grundsätzlich in den Händen der Völker

Derzeit findet in Paris die 21. UN-Klimakonferenz (COP 21) statt. Nachdem konkrete Ergebnisse bei bisherigen Klimakonferenzen „sehr spärlich“ (LS 169) ausgefallen sind, bleibt Franziskus trotzdem optimistisch und sieht Hoffnungszeichen in den zahlreichen zivilgesellschaftlichen Aufbrüchen der Volksbewegungen und NGO´s.

Er bekräftigt, dass wir Menschen uns nicht nur auf das Handeln der öffentlichen Entscheidungsträger verlassen dürfen. „Die Zukunft der Menschheit liegt nicht allein in den Händen der großen Verantwortungsträger, der bedeutenden Mächte und der Eliten.“ Sie liegt vielmehr „grundsätzlich in den Händen der Völker“, sagte Franziskus in seiner Ansprache zur diesjährigen internationalen Begegnung der Volksbewegungen.

Appelle der Kirche

Im Vorfeld von COP 21 fanden durch Papst Franziskus, aber auch durch die kontinentalen Bischofskonferenzen zahlreiche Aufrufe statt, endlich zu akzeptieren, dass das Klima und die Atmosphäre globale Gemeingüter sind, die allen gemeinsam gehören und für alle geschaffen sind. Die kontinentalen Bischofskonferenzen von Asien, Ozeanien, Lateinamerika, USA, Kanada, Afrika und Europa formulierten in einem gemeinsamen Papier zehn Appelle an die Entscheidungsträger von COP 21: Sie sollen endlich ein gerechtes, transformierendes und verbindliches Abkommen verabschieden, um die Erderwärmung nachhaltig einzugrenzen.

Kardinal Turkson, Präsident des päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, ruft weltweit seine Mitbrüder im Bischofsamt auf, ihre Gläubigen – und nicht nur diese - zu ermutigen, ihre „Umweltbürgerschaft“ in Gemeinschaftsspiritualität mit der Weltkirche wahrzunehmen, um den demütigen und friedfertigen Geist von Laudato si´ herauszustellen.

Was ist von COP 21 zu erwarten?

Noch nie gab es seitens der Kirche so starke und dringliche Worte an die Entscheidungsträger der Klimakonferenz. In Frankreich haben sich auch unsere Geschwisterreligionen Judentum und Islam den Appellen angeschlossen. Auch die Eröffnungsworte, gerade der europäischen Politiker, der USA und sogar Chinas, lassen Hoffnung aufkommen.

Die Erfahrungen der letzten Klimakonferenzen waren jedoch oft sehr enttäuschend. „Hoffnung“, so der verstorbene tschechische Staatspräsident Vaclav Havel, „ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat – ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht.“ Gestärkt mit dieser Hoffnung ruft Papst Franziskus die Kirchen, die Religionsgemeinschaften und alle Menschen guten Willens zu einem "prophetischen und kontemplativen Lebensstil (auf), der fähig ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu sein" (LS 222).

Die Zeit drängt!

Auch auf die Gefahr hin, dass die Ergebnisse der 21. UN-Klimakonferenz nicht zufriedenstellend sein werden: Als verantwortungsbewusste Menschen dürfen wir die Zukunft nicht allein den Berufs-Politikern überlassen. Wir alle sind Politiker und Politikerinnen, Gestalter und Gestalterinnen unserer Stadt und der Welt.

Franziskus betont in Laudato si´ die Macht der KonsumentInnen: „Eine Änderung der Lebensstile könnte dazu führen, einen heilsamen Druck auf diejenigen auszuüben, die politische, wirtschaftliche und soziale Macht besitzen.“ (LS 206)

Die österreichische Bischofkonferenz

Bei der Herbsttagung 2015 haben sich daher die österreichischen Bischöfe verpflichtet, als erste Maßnahme in ihren Diözesen „nachhaltige Leitlinien“ zu erarbeiten und zu beschließen. Als zweites werden die Diözesen bis 2017 den Energiebedarf erheben, die Energieeffizienz steigern und den verbleibenden Bedarf möglichst aus erneuerbarer Energie decken. Ein drittes Projekt ist die Entwicklung einer öko-sozialen Beschaffung. Mit Kriterien wie regionaler Einkauf und faire Produktion sollen Mensch und Umwelt geschont werden.

Wozu sich die Diözesen verpflichten, kann jede Pfarrgemeinde und jeder und jede Einzelne freiwillig für sich anstreben. Unser nachhaltiges Verhalten im Umgang mit Energie, Konsum und Mobilität werden das Angesicht der Erde fair-wandeln.

Doch nicht allein unser politisches Handeln trägt zu einer „ökologischen Umkehr“ bei. Wichtig erscheint mir auch eine geerdete, nachhaltige und barmherzige Spiritualität für unsere Schwester, Mutter Erde. Unser Planet ist heute unter die Räuber gefallen; sie haben die Erde durchbohrt, suchen in ihren Eingeweiden nach Öl und Gold, nehmen ihr die Luft zum Atmen und werfen das Los um ihr Gewand…

So schließe ich mit einem Gebet von Kardinal Turkson

„Gott der Liebe, lehre uns auf diese Welt, unser gemeinsames Haus, Acht zu geben. Schenke den Regierenden bei ihrem Zusammenkommen in Paris ein offenes Ohr für die Klage unserer Erde und die Klage der Armen. Vereint im Herzen und im Geiste soll tapfer das gemeinsame Wohl gesucht und der bezaubernde irdische Garten geschützt werden, den du für uns erschaffen hast, für uns und all unsere Schwestern und Brüder und für all die nachfolgenden Generationen. Amen.“