Wenn noch vor wenigen Jahren ein Volksschulkind die Religionslehrerin fragte, ob Tiere in den Himmel kommen, musste sie dies verneinen. Seit Augustinus (354- 430) haben Tiere keine Seele und werden somit am Himmelstor abgewiesen.

Augustinus konnte weder Hebräisch noch Griechisch und konnte daher nur die lateinische Übersetzung der Bibel lesen. Zudem war er sehr beeinflusst von der leibfeindlichen griechischen Philosophie. So las er eine (schlechte) lateinische Übersetzung von Platon und sprach sowohl Tieren als auch den Frauen eine Seele ab. Einige Jahrhunderte später wurde zumindest den Frauen die Seele wieder zurückgegeben.

Was sagt die Bibel zur Seele der Tiere?

Am 5. Tag der Schöpfung sprach Gott: „Es werden Fische und Vögel“ und sie wurden. Am 6. Tag sprach er die Landtiere ins Leben (Gen 1,20-25). Alle Tiere sind somit „fleischgewordenes Wort Gottes.“

Als Noah am Ende der Flut mit all seinen Tieren aus der Arche steigt, schließt Gott einen Bund mit den Menschen und den Tieren für alle kommenden Generationen (Gen 9,8-12). Sowohl wir Menschen, als auch die Tiere sind „Bundesgenoss*Innen Gottes.“ Massentierhaltung ist eine grobe Verletzung unseres „Regenbogen-Bundes!“ So heißt es auch im Buch der Sprichwörter: „Der Gerechte weiß, was sein Vieh braucht!“ (Spr 12,10).

Und auch bei Mose, dem großen Gesetzgeber im 1. Testament, wird ganz deutlich, dass auch Tiere ihre Rechte haben. Im Sabbatgebot wird ganz selbstverständlich auch Tieren ein Ruhetag in der Woche zugestanden (Ex 20,10). In der hebräischen Bibel gilt sogar die tierfreundliche Anweisung: „Wenn du dem verirrten Rind oder dem Esel deines Feindes begegnest, sollst du ihm das Tier zurückbringen. Wenn du siehst, wie der Esel deines Feindes unter seiner Last zusammenbricht, dann lass ihn nicht im Stich, sondern leiste ihm Hilfe!“ (Ex 23,4-5).

Tiere verdienen Gerechtigkeit

Jedes Lebewesen hat ein ihm eigenes Gut: die Entfaltung seiner Lebensmöglichkeiten. Papst Franziskus macht sich in seiner Enzyklika Laudato si´ auch zum Anwalt der Tiere und betont immer wieder deren Eigenwert: Es gilt der „Vorrang des Seins vor dem Nützlichsein“ (LS 69). Im Buch der Weisheit lesen wir: „Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist, HERR, du Freund des Lebens“ (Weish 11,26). Papst Franziskus: „Das gibt Anlass zu der Überzeugung, dass sämtliche Geschöpfe des Universums, da sie von ein und demselben Vater geschaffen wurden, durch unsichtbare Bande verbunden sind und wir alle miteinander eine Art universale Familie bilden, eine sublime Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen, liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (LS 89).

Auferstehung der Tiere?

Im letzten Kapitel von Laudato si' - „Jenseits der Sonne“ - heißt es: „Das ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo jedes (!) Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig befreiten Armen zu bringen“ (LS 243). 1600 Jahre lang hatten Tiere keine Seele und somit kein Recht auf Auferstehung. Als Religionslehrer verstieß ich jedes Mal gegen das Lehramt, wenn ich etwas anderes glaubte und unterrichtete. Mit jesuitischer Raffinesse und franziskanischer Naivität macht Papst Franziskus nun diesem „augustinischen Irrglauben“ mit einem einfachen Satz ein Ende, fegt ihn quasi mit wenigen Worten vom Tisch. Danke, Papa Francesco!