Beim Abschluss des Gesellschaftspolitischen Stammtisches in Dornbirn standen am Montag sechs begeisterte Musiker auf der Bühne des Kolpinghauses, die neben der Leidenschaft für Musik noch etwas teilen – sie alle sind geistig behindert. Das No Problem Orchestra!

„Die kleine Nachtmusik", „Ein Stern, der deinen Namen trägt" oder der „Zillertaler Hochzeitsmarsch" – das Repertoire des „No Problem Orchestra" ist vielseitig und reicht von Klassik über Rock und Pop bis hin zu Volksmusik. „Musik ist mein Leben" erklärt der 19jährige Fabio die Vielfältigkeit. Seit zehn Jahren ist er bei der Band, spielt dort Schlagzeug und singt. Auch Englisch stellt für ihn kein Problem dar, schließlich könne er insgesamt schon 35 Lieder auswendig.

Die Musiktherapie wird zur Band
Entstanden ist das "No Problem Orchestra" aus einer gleichnamigen Musiktherapie im Jahr 1983. Bandmanager Joseph B. Schörkmayr entwickelte damals die Therapie, in der mit Synthesizer und Schlagzeugcomputer gearbeitet wird. „Ein Drumcomputer nimmt keinen falschen Anschlag übel.", so Schörkmayr. Menschen mit Down Syndrom seien rhythmisch sehr talentiert. Am Anfang werde mit dem Solisten alleine geübt und die Melodie eingespielt, doch dann wird „alles zusammengestellt wie bei einem Orchester".

Selbständiger durch Musik
Neben der Bildung der Band, ist die Therapie aber besonders für die Menschen mit Behinderung wichtig. Laut Schörkmayr belegen etliche ärztliche Gutachten eine wesentliche Besserung. Die Menschen mit Down Syndrom „brauchen beispielsweise überhaupt keine Psychopharmaka mehr, weil sie keine Depressionen mehr haben". Zudem werden sie offener und selbständiger. "Alleine mit dem Zug zu fahren, umzusteigen oder auch wie man sich in einem Hotel benimmt, haben sie alles gelernt" erzählt der Manager von der Entwicklung seiner jungen Musiker.

Begeisterung, die mitreißt
Wenn man einen Auftritt des "No Problem Orchestra" miterlebt, fällt aber besonders eines auf: Die unbändige Begeisterung für die Musik, die auch das Publikum mitreißt. Dafür sorgt vor allem Sänger Fabio mit seinen Aufforderungen Aufzustehen, Mitzutanzen und zu Singen oder einfach nur sein Glas zu erheben. Diesen Wünschen leisteten auch die Gäste des gesellschaftspolitischen Stammtischs Folge, wie in der Bildergalerie zu sehen ist.

Wir waren auch schon beim Papst
Mittlerweile ist das "No Problem Orchestra" in aller Munde und hat sich sogar international einen Namen gemacht. "Wir waren schon beim Papst Johannes Paul II und bei Bill Clinton im weißen Haus", berichten die Musiker von ihren Erfolgen. Besonders gefallen ihnen aber Auftritte, bei denen sie "die Leute spüren" und die Stimmung passt, erklärt Schörkmayr. Deshalb erzählen sie auch immer wieder stolz von ihren Auftritten beim "Musikantenstadl" und "Wenn die Musi spielt".

"Mir san super drauf"
Das "No Problem Orchestra" besteht eigentlich aus ca. 20 Musikern. Je nach Belastbarkeit der Menschen mit Behinderung und Aufwand der Reise, sucht Schörkmayr aus, wer mitfährt. Mit dabei sind, neben dem Manager, auch immer ein Techniker und ein Elternpaar als Betreuer. Während zu Beginn der Bandbildung große Aufregung ob der Belastbarkeit der Musiker bestand, sprechen die Erfolge der letzten Jahre für sich. Aufgeregt wären sie schon lange nicht mehr, erklären die Bandmitglieder, schließlich "san ma super drauf".

(aus KirchenBlatt Nr. 23 vom 12. Juni 2011)