Was steckt hinter dem Vorstoß von Gesundheitsminister Stöger in der Frage der Rezeptfreigabe für die "Pille danach"? Primar Dr. Hans Concin, Leiter der Gynäkologie am LKH Bregenz äußert in einem Artikel in den VN (vom 18. Nov. / A6) erste Vermutungen, es könnte sich bei dieser Diskussion um eine gezielte Vernebelungstaktik handeln, da ein weitaus problematischeres Präparat bereits auf den Markt drängt...

Im Deutschen Ärzteblatt vom September 2009 steht folgender Artikel zum Präparat "Ella one", der neuen "Pille danach", welche von der EU bereits zugelassen und demnächst auch auf den österreichischen Markt kommen soll:

"Paris – In Deutschland, Frankreich und Großbritannien kommt in diesem Monat die „Pille für noch länger danach“ auf den Markt. Das von der französischen Firma HRA Pharma entwickelte Medikament wirkt im Gegensatz zur „Pille danach“ bis zu fünf Tage nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr, wie Laborleiter Eric Gainer der Wirtschaftszeitung „Les Echos“ vom Montag sagte.
Es beruht auf dem Wirkstoff Ulipristalacetat, der ähnlich wie Präparate zur Frühabtreibung funktioniert. Die neue Pille wird unter dem Namen EllaOne verkauft. Die bislang erhältliche „Pille danach“ muss spätestens drei Tage nach einer möglichen unerwünschten Befruchtung eingenommen werden. © afp/aerzteblatt.de"

(vgl. unter: http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=38037)

Bestätigt wird die große Bedenklichkeit dieses neuen Produkts von Primar Dr. Hans Concin vom LKH Bregenz:

"Sie heißt „Ella One“, soll schon am 1. Dezember erhältlich und weit mehr als nur eine „Pille danach“ sein. „Das neue Präparat ist der Abtreibungspille ähnlich“, warnt Primar Dr. Hans Concin, Leiter der Gynäkologie am LKH Bregenz. Dass ausgerechnet jetzt eine Rezeptfreiheit für die bisher gängigen Mittel diskutiert wird, hält er deshalb für „gezielte Vernebelungstaktik“ und „bewussten Schwindel“. Denn: „Diese Pille kann nicht ohne Rezept abgegeben werden“, so Concin. Im Gegensatz zu den aktuell erhältlichen Gelbkörperhormonpräparaten, die maximal bis 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr eine ungewollte Schwangerschaft durch Unterdrückung des Eisprungs verhindern können, sei „Ella One“ nämlich ein Gelbkörperhemmer, wirke deutlich länger und habe wesentlich mehr Nebenwirkungen. „Also gehört das neue Medikament diskutiert“, fordert Hans Concin. Für die jetzt verfügbare „Pille danach“ rechtfertige kein medizinischer Grund eine Rezeptpflicht. Dies sei auch durch zahlreich Studien gut belegt. Das Präparat „Ella One“ wurde Mitte Mai von der EU-Kommission zugelassen. Nun kann jedes Mitgliedsland die Pille ohne weitere behördliche Prüfung auf den Markt bringen."
(Zitiert aus den Vorarlberger Nachrichten vom 18. Nov., Teil A6)

Ohne voreilige Unterstellungen gegenüber Minister Stöger vorzunehmen, muss gefragt werden, ob die losgetretene Diskussion um die Rezeptfreigabe nicht in einem direkten oder indirekten Zusammenhang mit der geplanten Einführung dieses wesentlich wirksameren und ethisch bedenklicheren Nachfolgepräparats steht. Jedenfalls ist auch dieses neue Produkt einer genauen Prüfung in Bezug auf die Rezeptpflicht zu unterwerfen. - eine Zulassung von "Ellaone" wäre aufgrund der wesentlich höheren Belastung für die Frauen und den schleichenden Übergang zur Abtreibung ethisch höchst fragwürdig.