Warum es ethisch bedenklich ist, den Suizid und die Beihilfe zum Suizid in Form von Sterbehilfe-Organisationen zu institutionalisieren. Ein Vortrag von Michael Willam, gehalten am 5. November im Theater am Saumarkt im Rahmen der Veranstaltung: "Von der Freiheit, das Leben zu lassen. Die (organisierte) Sterbehilfe in der Diskussion"

„Sterben in Würde. Theologische und sozialethische Überlegungen zum Suizid-Verbot“

"Das Leben eines jeden einzelnen Menschen ist von der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle bis zu seinem natürlichen Tod von Gott gewollt und geheiligt und daher unbedingt zu schützen." In diesem Satz ist ausgedrückt, warum theologisch für Christen ein unbedingter Lebensschutz gegeben sein muss: Als Ebenbild, als „direktes Gegenüber“ seiner selbst (Gen.1, 27) schuf Gott den Menschen, welcher in diesem Sinne als „Krönung der Schöpfung“ über alle anderen geschaffenen Wesen hinausragt. Gott schenkt uns Menschen das Leben – und wir haben streng genommen nicht das Recht, dieses Geschenk zurückzuweisen. Hier geht es weniger um die Frage, ob wir Gott „beleidigen“, wenn wir unser Leben selbst beenden, sondern um die sozialethischen Konsequenzen. Das Verbot, unser eigenes Leben zu beenden, hat eine wichtige gesellschaftliche Funktion: Wir werden als Mitglieder einer Gemeinschaft davor bewahrt, uns die Frage zu stellen, ob unser Leben noch lebenswert ist oder nicht. Wir werden davor bewahrt, uns zu fragen, ob wir gar nur noch eine Belastung für die Pflegenden und die steuerzahlende Gesellschaft sind. Wir müssen unser Recht auf Leben nicht verteidigen oder mit Krankenversicherungen und zukünftigen Erben aushandeln. Das Verbot uns selbst zu töten strahlt somit auf die Würde des Lebens vieler anderer Menschen aus, die sich womöglich in vergleichbaren Situationen befinden und sich ihr Leben nicht nehmen wollen.

Die entscheidende Frage ist, welche Antwort wir als Gesellschaft für Menschen parat haben, welche sich das Leben nehmen wollen. Einen Giftbecher zu überreichen mit dem Verweis auf die Autonomie des Menschen ist einfach zu wenig. Es käme einer Bankrotterklärung für die Menschlichkeit in unserem Land gleich. Gefordert ist vielmehr ein genaues Hinhören, um die Botschaft zwischen den Zeilen zu verstehen. Gefordert sind Institutionen wie die Hospizbewegung der Caritas, welche den Menschen die Angst vor den Schmerzen nehmen können. Gefordert ist unter Umständen psychologische und psychiatrische Betreuung, um Depressionen wirksam zu behandeln. Gefordert ist die intensive Zuwendung für Menschen, die alle Lust am Leben verloren haben, um Sie durch diese schwere Zeit hindurch zu begleiten. Als Hospizbegleiter. Als Freund...

Hier finden Sie den Gesamtwortlaut des Vortrages von Dr. Michael Willam