Zweiter Tag des Diözesanen Forums "Strukturen, Ämter und ihre Veränderungen" in Altach.

Das Zweite Diözesane Forum wurde am Samstagmorgen mit Gesprächen in den Berufsgruppen fortgesetzt. Nach der Präsentation der konkreten Strukturarbeit in der Diözese Trier sowie der theologischen Reflexion mit Prof. Medard Kehl über die Idee von "Pfarrgemeinden" am Freitag gab es nun ausreichend Raum, sich in Workshops mit den jeweils eigenen Rollen auseinander zu setzen. Was macht in den derzeitigen und zukünftigen Strukturen die Identität des eigenen Berufsstandes aus? Was ist priesterlicher Dienst, was diakonale Aufgabe? Sind Laienmitarbeiterinnen bzw. nicht-ordinierte Theolog/innen an der Leitung oder gar an dem Vollzug von Sakramenten zu beteiligen? Und wenn ja, wie?

Die Atmosphäre und die Ergebnisse aus den Workshops wurden wiederum von den Referenten und Moderatoren ins Plenum getragen. "Rollen sind keine Wohlfühlpakete", so berichtet Hans Rapp aus seinem Workshop mit den Hauptamtlichen Laien-MitarbeiterInnen, " sondern sind zu erfüllen." "Die Spannung liege dabei zwischen der Rolle und der Person, die sie zu erfüllen hat", präzisierte Gundo Lames. Das habe auch mit dem Vertrauen zu tun, das die handelnden Personen in sich selbst und in die Strukturen haben. Dieses Vertrauen zu organisieren, das sei eine Kernfrage für die Diözese Feldkirch, so Lames.

Prof. Medard Kehl gab zu bedenken, dass alle Strukturveränderungen und diskutierten Modelle "Not-Lösungen" seien, weil sie die Not lösen. Und gerade dabei sei es wichtig, dass alle Lösungen spirituell fundiert seien gemäß dem Satz der Kirchenväter: "Das, was nicht angenommen ist, kann nicht geheilt werden." Ohne Akzeptanz der Realität kann keine Heilung geschehen. Große Alternativen zum derzeitigen Modell von Gemeindeleitung sieht Prof. Kehl nicht: "Ich bin da genauso ratlos wie Sie." Allein das Modell Poitiers sei eine Möglichkeit. Dort werden "Equipes" von ehrenamtlichen Laien vor Ort mit dem Aufbau und der Leitung von Gemeinde beauftragt. In den "viri probati" sieht Medard Kehl keine Lösung, weil das die bestehende Struktur fortschreiben würde. Prof. Kehl endete dennoch positiv: "Wir sind zwar ratlos, aber nicht heillos. Der Herr ist immer noch mit auf unserem Boot, mitten im Sturm. Die Strukturen müssen dazu dienen, Freude auszustrahlen."

Wiederum haben ausgesandte Kundschafter/innen von ihren Entdeckungen auf dem Weg durch das Zweite Diözesane Forum berichtet.

Maria Ulrich-Neubauer, Pastoralassistentin in Feldkirch-Tisis, sprach von einer gewissen Enttäuschung im Blick auf das zweite Forum. Das gelobte Land, in das sie als Kundschafterin ausgeschickt worden war, ist in anderen Diözesen schon lange durchsucht und untersucht worden, so ihre Entdeckung. Dennoch zeigte sie sich zuversichtlich für den Berufsstand der Pastoralassistent/innen. Eines der Szenarien, die Paul Zulehner in seiner Studie zu den Pastoralassistenten formuliert hat, ist die zunehmende Verbuntung dieser Berufsgruppe, besonders im Hinblick auf die Rollen und Aufgaben von nicht-geweihten Theolog/innen.

Die gf. PGR-Vorsitzende von Kennelbach, Cornelia Graninger, konnte in den bunten Fenstern der Pfarrkirche Altach - im Hintergrund der blaue Himmel - eine gewisse Weite entdecken. Sie sieht als PGR-Vertreterin vor allem die Frauen, die die Arbeit in den Pfarren voranbringen. Sie entdecke allerdings auch dunkle Wolken, hinter denen dennoch wiederum die Sonne warte.

Gerold Hinteregger, Diakon in Dornbirn-Hatlerdorf und regionaler Pfarrbegleiter, stellte sich die Frage, ob er als Hauptamtlicher an der Verwaltung des Unterganges oder an einer positiven Entwicklung arbeite. Als Kriterien für eine gelingende Zukunft machte Hinteregger bei den Referenten folgende Stichworte aus: Präsenz im Raum; Verwurzelung vor Ort und gleichzeitig der Blick in die Weite; Denken nicht vom Amt, sondern von der Aufgabe her; Pastoral des Rufens; Kirche als Ereignis, dadurch bedingt eine notwendige Zentrierung; schließlich das Ja zur Freiheit.

Der Dompfarrer von Feldkirch, Rudl Bischof, sprach sich dafür aus, dass keine Modelle über die Diözese gestülpt werden können. "Es muss wachsen und gedeihen. Schließlich ist der Auferstandene als erstes auch als Gärtner erschienen", so Bischof. Ermutigend fand er Medard Kehls Ausführungen für eine Berufungspastoral für alle, die einhergeht mit einer spirituellen Erneuerung. Den Priester der Zukunft sieht Pfarrer Bischof darin, wenn Priester Leitung und Funktionen teilen.