Wofür lohnt es sich zu leben? In Rankweil steht diese Frage in Form des Pavillons 50 noch bis zum Wochenende auf dem Marktplatz. Mit interessanten Antworten…

„Ach, im Moment weiß ich wirklich nicht, wofür es sich zu leben lohnt.“ Die Ranklerin, die nach ihrem Marktbesuch am Pavillon 50 Halt macht, zuckt mit den Schultern. Gerade sei einfach alles zu viel. Josef Beiser nickt nachdenklich. Er ist an diesem Mittwoch „ansprechbar“, heißt: Einen Vormittag lang steht er mit offenen Ohren am Pavillon – bereit für Dialoge aller Art.

„Uns war klar, dass wir den Pavillon nicht einfach sich selbst überlassen wollen“, erklärt Isolde Feuerstein, die an diesem Mittwoch ebenfalls „Dienst“ hat. Schnell habe sich in der Pfarre eine Gruppe gefunden, die Lust hatte, im das Gespräch mit den Passantinnen und Passanten zu suchen. Beziehungsweise: sich von ihnen finden zu lassen.

Glücksmurmel – Glücksformel

„Es klappt nur, wenn’s locker bleibt“, meint Feuerstein und Beiser nickt: „Am besten ist es, einfach da zu sein und offen für das, was kommt“, ergänzt er. Etwa die Unterhaltung mit besagter Ranklerin, die am Ende doch noch an die große Tafel am Pavillon tritt und „für meine Patenkinder“ als Grund zu leben anschreibt. Eine Glasmurmel nimmt sie auch.

„Die schenken wir allen, die zu uns kommen und laden sie ein, die Murmel in ihre Hosentasche zu stecken. Immer, wenn ihnen etwas besonders schön oder bemerkenswert erscheint, können sie sie herausholen“, erklärt Feuerstein. Um diese Sensibilisierung es ihr und ihren MitstreiterInnen: Sie wollen die Menschen wieder aufmerksamer machen für das, was in ihren Leben gut und schön. „Und das ist für jeden etwas anderes“, weiß Beiser. Feuerstein ergänzt: „Eine ältere Dame hat mir gerade erzählt, dass sie es früher alles andere als leicht gehabt habe. Sie und ihre Familie hätten sich nach dem Krieg alles neu aufbauen müssen. Aber sie sei immer zufrieden gewesen mit dem was war.“ Ein kleines Glücksgeheimnis?

„Sicherlich“, meint Beiser. Für ihn steckt diese Zuversicht auch in der Gewissheit, „von guten Mächten“ aufgehoben und beschützt zu sein. Feuerstein überlegt noch: „Ich weiß nicht, ob es für mich ‚den einen‘ Grund gibt zu leben.“ Aber vielleicht muss es das auch gar nicht. Das große Buch, das bei ihnen am Tisch neben dem Pavillon liegt, zeugt von vielen „Lebenswerten“, die die Rankler in den vergangenen zwei Wochen gesammelt haben: „Meine Familie, Zirkus und Crêpes“ steht da etwa, „meine Talente zu leben und zu lieben“ oder „um Erfahrungen zu machen“.

Wir ernten was wir säen...

„Wir erleben hier immer wieder sehr bewegende und berührende Gespräche“, sagt Feuerstein. Und manchmal auch sehr schöne: „Neulich hat eine Mitstreiterin einem Mann eine Murmel angeboten, aber der entgegnete ‚Die brauch‘ ich nicht‘“, erzählt sie. „Verschenken Sie sie weiter“, hätte daraufhin die Kollegin gemeint. Kurz darauf sei eine Frau zu ihr an den Pavillon gekommen und dieser hätte sie auch eine Murmel gereicht. „Danke, ich habe schon eine“, hätte die Frau erwidert. Der Dialog hat also Früchte getragen...

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