Das Pastoralamt der Katholischen Kirche Vorarlberg macht sich mit Effectuation fit für die Begleitung von innovativen Projekten.

Die letzte Ferienwoche nutzten zehn MitarbeiterInnen des Pastoralamtes zusammen mit Pastoralamtsleiter Martin Fenkart für eine Fortbildung in Sachen Innovation auf der Kronburg in Zams mit Carsten Holtmann aus Hamburg.

„Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm von deinen Plänen.“ (Woody Allen)

Vieles hat sich im Umfeld der Pfarren in Vorarlberg verändert. Weniger Priester, weniger BesucherInnen in den Gottesdiensten, hoher Zeitdruck bei den Ehrenamtlichen, veränderte Ansprüche der Menschen, …. Es wird immer mühsamer, das wöchentliche und jährliche Pflichtprogramm zu erfüllen. Wie wäre es, wenn wir einen Weg finden könnten, mit solchen Herausforderungen im Pfarralltag mit mehr Freude und Leichtigkeit umzugehen?

Der neue Ansatz „Effectuation“ ermöglicht es, auch unter den schwierigen Bedingungen vieler Ungewissheiten handlungsfähig zu bleiben. Ein schönes Beispiel liefert der PGR Hard, der in seiner Klausur im Herbst 2017 mit dieser Methode gearbeitet hat (vgl. den Bericht im Pfarrblatt auf Seite 8 und 9).

Was ist Effectuation?

Wo es kein Kochrezept gibt, das nachgekocht, und kein Geschäft, in dem eingekauft werden kann, verändert Effectuation die Perspektive radikal. Hier wird auf den Tisch gelegt, was jede und jeder mitbringen mag, und zusammen überlegt, was sich daraus Leckeres zubereiten lässt. Vielleicht fällt der Gruppe noch jemand ein, die eingeladen werden könnte. Dann erhöhen sich die zur Verfügung stehenden Mittel und der Menüplan verändert sich mit.

Das erinnert ein wenig an die biblische Geschichte von den fünf Fischen und den zwei Broten (vgl. Mk 6,30-44). Und passt zu den „Orientierungen für die Wege der Pfarrgemeinden“ unserer Diözese, die (in B3.2.) ein „Vertrauen in die Charismen“ empfehlen.

Wieso Schnellboote?

Bei Effectuation gibt es keine monatelangen Planungen und seitenlangen Konzepte. Am Anfang steht die Idee eines Projektes, das Sinn macht und die eigene Zeit wert ist. Mit dieser Idee im Kopf und im Blick auf die eigenen Mittel (an Zeit, Geld, Kompetenz und Beziehungen) geht es auf die Suche nach möglichen PartnerInnen, die man für die Unterstützung der Sache gewinnen kann.

Und schon wird ein „Schnellboot“ gestartet, das ein überschaubares nächstes Etappenziel in den Blick nimmt. Auf jeden Fall geht es hinaus aus dem sicheren Hafen. Dort entscheidet die Crew dann von neuem: Das nächste Ziel ansteuern, neue Mittel besorgen oder aus dem Boot aussteigen? Lieber früh und günstig scheitern, lautet ein Wahlspruch in der Innovationsbranche. Wer weiß schon, was sich aus einer gescheiterten Idee jetzt oder später noch lernen lässt und wie sie verwertet werden kann. Ein schönes Beispiel dafür ist die Entwicklung der PostIt-Klebezettel.

Auf der Kronburg sind aus den intensiven Gesprächen am „Marktplatz der Macher“ dreizehn Schnellboote entstanden. Sie alle wollen zu einer Entwicklung in Vorarlberg beitragen, die Kirche für die Menschen relevanter werden lässt.

Sollten Sie eine Idee starten wollen, die mit vielen Unsicherheiten verbunden ist, stehen Ihnen die TeilnehmerInnen der Fortbildung gerne zur Verfügung. Anfragen richten Sie bitte an Thomas Berger-Holzknecht, +43 676 83240 1402, entwicklung@kath-kirche-vorarlberg.at

Stimmen von Teilnehmenden

"Wie komme ich aus der Ohnmacht und Ungewissheit  ins Handeln?“ Effectuation hilft den Menschen, herauszufinden, was ihnen wichtig ist. Dann braucht es ein gewisses Maß an "Funkverkehr" und eine Haltung des Vertrauens darauf,  dass auch andere bereit sind, ihren Beitrag einzubringen - damit aus den Schnellbooten keine U-Boote werden. Hermine Feurstein, Regionale Pfarrbegleitung

Für mich ist Effectuation eine gute Methode, um möglichst einfach und mit einer geringen Hemmschwelle neue Projekte und Ideen zum Laufen zu bringen. Auch die Orientierung an der eigenen Berufung, den eigenen Charismen und Visionen ermutigt und motiviert Menschen, Neues auszuprobieren. Brigitte Dorner, Firmung

Ein Satz ist mir in der Effectuation-Schulung besonders in Erinnerung geblieben: "Was kann ich mit dem wer ich bin, was ich weiß und wen ich kenne, noch tun? Josef Fersterer, Regionale Pfarrbegleitung und Pfarrgemeinderat

Ein Effekt ist eine überraschende Wirkung, mitunter beeindruckend und öffnend. Zwar gewöhnt man sich nie wirklich dran, aber man freut sich über die Auswirkungen der Ungewissheit, mit der wir als Jugendarbeiter ständig konfrontiert sind. Johannes Lampert, Junge Kirche

Die Haltung und Methode Effectuation eignet sich für die Entwicklung von Angeboten in der Glaubensbildung für Erwachsene, die der Kirche fern stehen, aber aufgrund einer Lebenswende neugierig auf den Glauben geworden sind, z.B. Taufeltern oder Eltern von Erstkommunionkindern. In der Fortbildung habe ich ein Schnellboot dafür entwickelt und bereits Kollegen mit in meine Crew geholt. Birgit Huber, Glaubensbildung

Nach der Schulung ist mir klar, dass wir manchmal nach Rezept und manchmal „nach Kühlschrank“ kochen sollen und können. Manuela Gangl, Regionale Pfarrbegleitung und Diözesanjubiläum