Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln geh'n? Es war Dienstag und es war der Pfarrer. Trotzdem: Wunderschön fanden es alle an Bord. Nur der Wind ließ nicht mit sich reden...

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„Jetzt steuerst Du ein bisschen zu weit nach rechts“, meint Peter Haas und Christa Gemeinder reagiert sofort: Mit einer fast unmerklichen Bewegung bringt sie das Boot wieder auf Kurs – immer auf den Kirchturm von Wasserburg zu. Es ist ihre Jungfernfahrt – gesegelt ist die gebürtige Schwäbin vorher noch nie. „Aber als ich die Einladung zum Törn in der Zeitung gesehen habe, habe ich Peter sofort eine E-Mail geschickt. Und dabei lese ich die VN sonst nicht so oft…“

Alle an Bord?

Fügung? Vielleicht. Überhaupt stecken hinter der Aktion einige glückliche Zufälle: Die Idee, sich wildfremde Menschen aufs Boot zu holen und mit ihnen einen Tag lang über den Bodensee zu kreuzen, kam Pfarrer Peter Haas im Austausch mit Birgit Huber vom Team Spiritualität. Auf der Suche nach neuen Wegen, mit denen ins Gespräch zu kommen, denen Kirche nicht mehr viel sagt, sei man auch auf die Segelei zu sprechen gekommen und das, was sie Haas bedeutet: „Für mich ist ein Tag auf dem See pure Erholung“, meint er und Norbert Attenberger nickt. Vor Jahren hat er sich bei Haas mit dem Segelvirus infiziert, sodass die Frage, ob er genauso viel Lust hätte, einen solchen „Dialog auf dem Wasser“ im Jubiläumsjahr mitzutragen, eigentlich keine war. Mit Hans Auer war das Trio komplett.

Auf Interessenten mussten die drei spätestens nach dem Artikel in der VN nicht lange warten. An diesem Dienstag zum Beispiel ist die Zehn-Meter-Yacht, die Haas in einer Eigentümergemeinschaft mit zwei weiteren Seglern gehört, gut besetzt: Da sind neben Haas, Attenberger und Gemeinder Karl Dobler, der sein Vermessungsbüro seinem Sohn übergeben hat und sich seither den schönen Seiten des Lebens widmet, und Gabi Jochum, die bei der Firma Doppelmayr bis vor zwei Jahren die rechte Hand der Geschäftsleitung war. Auch wenn niemand von ihnen als wirklich „kirchenfern“ gelten kann – Diskussionsstoff gibt es trotzdem: Was tun gegen den grassierenden Priestermangel – und wie sinnvoll ist der Zölibat? Braucht es den neuen Stausee im Montafon – oder wäre mit einer verbesserten Verkehrsinfrastruktur im Land nicht mehr gewonnen?

Sofern die Winde weh'n...

Derweil das Boot leise glucksend über die fast spiegelglatte Wasseroberfläche gleitet, debattieren Menschen, die sich keine drei Stunden kennen, über buchstäblich Gott und die Welt. „Dabei kommt man eigentlich erst nach drei Tagen ans Eingemachte“, meint Norbert Attenberger und lacht. Wer weiß, vielleicht wird das ja Ausbaustufe zwei: Ein Mehrtagestörn über den Dreiländersee für die, die’s wirklich wissen wollen? Gemeinder, Dobler und Jochum wären bestimmt dabei. Und möglicherweise auch ein bisschen mehr Wind: Der war der einzige, mit dem sich nicht so richtig reden ließ – Flaute auf halber Strecke...