Beim 1. Neuland-Kamingespräch in St. Arbogast erzählten zwei Profis der Methodistischen Kirche in der Schweiz von ihren Erfahrung beim Finden und Begleiten von christlichen Pionierinnen und Pionieren.

Für den Clubraum mit dem echten Kamin im Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast war die Gruppe zu groß. Deshalb fand das Gespräch vor einem digitalen Kaminfeuer statt. Passte auch besser zu einem Dezemberabend mit 17 Grad. Und passt zur „Kirche an anderen Orten“, die auch in der Welt des Internets Neuland entdeckt.

Was sind Pionier*innen?

Um das besser verstehen zu können, teilte sich die Gruppe in vier Untergruppen auf:

  • Visionäre, die sich mit ihren (für die Mehrzahl der Bevölkerung) verrückten Ideen trauen, die eingefahrenen Gedanken-Autobahnen in unserem Gehirn zu verlassen und mit ihrem Gott (mentale) Mauern überspringen (vgl. Ps. 18.30).
  • Pionierinnen, die ihre Komfortzone verlassen und wie Abraham oder Mose mit dem Volk Israel ins Neuland aufbrechen.
  • Siedler, die sich im Neuland niederlassen, die ersten Häuser bauen und dort eine neue Gemeinschaft bilden.
  • Städterinnnen, deren Talent darin liegt, Bestehendes weiter zu entwickeln und groß werden zu lassen.

Damit die Liebe Gottes Menschen erreicht, die sich bei uns fremd fühlen, braucht es alle vier Gruppen und sie brauchen sich auch gegenseitig. Deshalb passiert Pionierarbeit am besten in Gründerteams.

Woher wissen die Methodisten das?

Die beiden Pfarrer der Evangelisch-Methodistischen Kirche (EMK) Schweiz tragen das "Gründer-Gen" in sich.

Matthias Fankhauser ist seit zwei Jahren Pfarrer für alle neun „Kirchen an anderen Orten“, die über die ganze Schweiz verteilt sind und jetzt in einem eigenen Kirchenbezirk zusammengefasst worden sind. Er hat selbst eine Gemeinde gegründet, hat Pionier-Schulungen organisiert und schon viele erfolgreiche und gescheiterte Kirchenexperimente begleitet. Er weiß wovon er spricht, wenn er von der anregenden und manchmal auch anstrengenden Beziehung der Kirchenorganisation zu den „Verrückten und Wilden“ erzählt.

Chris Forster leitet eine dieser neuen Kirchenformen, „venue“ in Diessenhofen. Er beschreibt, wohin das Hören auf die Not der Menschen und auf das Wort Gottes  ihn mit seiner Frau und einem befreundeten Ehepaar bisher geführt hat. Am Anfang stand der Wunsch der politischen Gemeinde, Arbeitslose beim Finden von Arbeit zu unterstützen. Dann kam ein Mittagstisch, weil diesen Menschen oft das Geld für eine warme Mahlzeit fehlt. Heute haben sie dafür die Form des „open office“ gefunden. Der letzte Schritt war der Bogenschieß-Club „arcum“, weil meditatives Bogenschießen eine gute Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge bieten kann.

Vor einem Jahr bekam das Team von „venue“ Schwierigkeiten mit dem freikirchlichen Verband, dem sie bis dahin angehört hatten,  und fanden im neuen Kirchenbezirk der EMK eine Heimat für ihr innovatives Projekt. In der Schweiz gilt die kleine methodistische Kirche mittlerweile als eine der besten Plätze für christliche Pionier*innen.

Wie Pionier*innen finden und begleiten?

Seit einigen Jahren schon sendet die EMK Signale an Gründungspersönlichkeiten: „Wir freuen uns auf euch. Bei uns könnt ihr etwas ausprobieren!“ Und diesen Worten sind Taten gefolgt: finanzielle Starthilfe, Vernetzung und vor allem kompetente Begleitung und Coaching halfen, dass Visionen Wirklichkeit wurden.

Zudem wurde mit dem neuen Kirchenbezirk eine klare rechtliche Struktur für diese Gemeinden geschaffen und für den Austausch über Erfahrungen und theologische Fragen zwischen den traditionellen Gemeinden und den „Kirchen an anderen Orten“ gesorgt. Schließlich geht es darum, dass sich die unterschiedlichen Gemeindeformen ergänzen und gemeinsam am Reich Gottes mitbauen. Die Begleitpersonen verstehen sich dabei als Ermöglicher und Brückenbauerinnen.

Die Katholische Kirche Vorarlberg hat viel zu bieten.

Bei der Frage, was wir den christlichen Pionier*innen in Vorarlberg zu bieten haben, füllte sich schnell eine ganze Pinnwand mit Kärtchen: Räume, Finanzen, Fachstellen, Begleitpersonen und – an diesem Abend – 30 Menschen, die sich über diesen Gründergeist in unserer Kirche freuen. Pfarrgemeinderäte, Religionslehrer*innen, Pfarrer, Mitglieder der Diözesanleitung, Mitarbeitende von Caritas, Schulamt, Junge Kirche, Arbogast, Glaubensbildung und Pfarrbegleitung waren dankbar für den Impuls der beiden Referenten.

Erste Projektideen wurden beim anschließenden Gläschen Wein schon besprochen. Und jetzt heißt es für das Jahr 2020: Pionier*innen, hört die Signale: Wir freuen uns, wenn ihr bei uns etwas ausprobiert und unterstützen euch gerne auf dem Weg ins Neuland!