Zoomtalk mit Tobias Sauer zu Kircheninnovation und Glaubenskommunikation.

Wie muss Glaube transportiert werden, damit er bei den Menschen ankommt? Wie soll sich die Kirche verändern, um für die Zukunft gewappnet zu sein? Was braucht es für einen vernünftigen Dialog mit der Kirchengemeinde? Fragen über Fragen gab es kürzlich beim ersten Zoomtalk zu Kircheninnovation mit (Glaubens)Kommunikationsberater und Netzwerker Tobias Sauer. Aber auch mit Antworten wurde nicht gespart.

Neue Form finden

„Kirche darf nicht an den alten Formen festhalten, sondern muss sich immer wieder neu erfinden“, sagt Sauer. So sei die heutige Form der Kirche nicht in Stein gegossen, auch in Vergangenheit habe sich diese stets gewandelt – über das Mönchstum zur Hauskirche, dann über vereinsmäßig organisierte Formen bis hin zu den Gemeinden. „Wichtiger ist es, von der Idee her zu denken. Wieso machen wir zum Beispiel eine Firmung“, so Sauer. „Wenn wir diese Frage für uns beantworten können, dann können wir eine zur Antwort passende Form finden.“

Dialog stärken

Knapp 40 Interessierte waren der Einladung von Neu.Land! gefolgt, um Anreize für ihren beruflichen und ehrenamtlichen Alltag in den Pfarren und in der Diözese zu erhalten. Sauer plädierte hier für einen bewussten Kontrollverlust der Kirche. „Wir dürfen den Menschen nicht erzählen, was es über Gott zu erzählen gibt“, sagt er. „Wichtiger ist, ihnen zuzuhören, was sie selbst über Gott zu sagen haben.“ Die Kommunikation dürfte nicht mehr einseitig geschehen, sondern müsse als Dialog verstanden werden. Dann sei es auch egal, ob dies auf neuen oder alten Medien geschehe: „Nur weil ich eine Predigt auf Spotify hochlade, ist sie noch lange nicht gut.“ Ein Schlagwort sei hier auch „Aufmerksamkeit“, welche oftmals nicht mehr vorhanden sei. „In jedem Verein werden die Mitglieder begrüßt, in der Kirche gibt es so etwas aber nicht. Wie können wir das künftig anders gestalten, damit man sich in der eigenen Kirche nicht mehr fremd fühlt?“

Tipps für neue Ideen

Abschließend gab der Vortragende den Anwesenden noch wichtige Inputs für Innovation in der Kirche mit: „Wenn Sie eine Idee entwickeln, bleiben Sie so lange wie möglich unter dem Radar“, regt er zur Rebellion an. „Auf diese Weise können noch eigene Strukturen geschaffen werden. Wenn die Idee funktioniert, ist man bereits ‚to big to fail‘.“ Des Weiteren sollen die Innovateure darauf achten, sich eigene Finanzgrundlagen zu schaffen. „Der dritte Punkt ist dann, dass man nicht gegen Widerstände arbeiten soll“, sagt Sauer. „Wenn man ständig Kompromisse eingehen muss, funktioniert die Idee am Ende nicht mehr.“ Widerstände wollen dem Innovateur die Verantwortung wegnehmen und daraus eine Formdiskussion machen, so Sauer.

Fazit

Zurück blieben auf jeden Fall eine Menge inspirierter Menschen, herrschte doch eine Art Aufbruchsstimmung unter den Teilnehmern. Davon war auch Sauer überzeugt: „Innovation macht immer etwas Altes kaputt. Sie schafft aber auch etwas Neues. Und ich glaube, Sie alle wissen, was sie neu machen können, wenn Sie sich ihre Arbeit anschauen.“

Zur Person

Tobias Sauer ist studierter Theologe. Nach seiner Ausbildung entschied er sich jedoch gegen den klassischen Weg eines katholischen Theologen – die Arbeit im pastoralen Dienst– und für die Suche nach alternativen Wegen in der Glaubenskommunikation. „Der Ausgangspunkt war meine Magisterarbeit, im Rahmen von welchem ich mich mit Evangelisationsprojekten beschäftigt habe“, sagt Sauer. „Zentral war hier die Frage, wie man heute über Glauben reden kann und ob sich das überhaupt noch rentiert. Daraus entstand ein Blogprojekt und weitergehend das Netzwerk ruach.jetzt, in welchem nun bereits über 40 ökumenische “Creators“ vertreten sind, die vor allem glaubensnahe und kirchenferne Menschen erreichen.

Pioniere gesucht

Die Thematik ist für Sie spannend? Sie engagieren sich auch ehrenamtlich für die Kirche und haben Enden und Ecken gefunden, die Sie gerne ändern, neu gestalten möchten? Dann sind Sie hier richtig! Die Katholische Kirche Vorarlberg ist nämlich auf der Suche nach Pionieren – Menschen, die in der Kirche und in ihrem Glauben neue Wege gehen wollen und auch dazu bereit sind, diesen Ideen eine Plattform zu geben. Interessierte können sich gerne bei Neu.Land! melden: