Für ihr missionarisches Handeln kann die Kirche tatsächlich vom Hochsprung lernen, wie Dr. Sandra Bils den 35 Teilnehmenden an der pastoralen Fortbildung im Kloster Reute/Bad Waldsee aufgezeigt hat.

Worum es beim Hochsprung geht, ist allen klar. Doch um höher zu springen, wurden immer wieder neue Formen entwickelt, wie die Latte überquert wird. Die evangelische Pastorin Sandra Bils weist darauf hin, dass sich das auf die Kirche übertragen lässt. Wenn sie ihr „Wozu“ klar im Blick hat, kann sie – wo sich die Menschen und das kulturelle Umfeld ändern – ihr „Wie“ anpassen.

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„D’Lüt leaba lo“ haben einige Teilnehmende dieses "Wozu" übersetzt. „Für mich ist Kirche eines von Gottes Werkzeugen, mit denen er seine Liebe für die Menschen erfahrbar machen möchte“, war eine andere Formulierung. Gott engagiert sich für die Menschen und an dieser Heilsgeschichte, an dieser „missio dei", sollen sich die Getauften beteiligen. Darin liegt die Mission der Kirche, der Kern ihres „Wozu“.

Von der anglikanischen „Church of England“ stammt der Ausdruck der „mission shaped church“. Das Ziel ist eine Kirche, die ihre Strukturen und Angebote so gestaltet und anpasst, dass sie ihre Kernaufgabe (= Mission) erfüllt und sie die Menschen, zu denen Gott sie sendet, wirklich erreicht.

Haltungsübungen

Bischof Hermann Glettler verwies auf die französische Mystikerin Madeleine Delbrêl, die bewusst in einen kommunistisch dominierten Vorort von Paris gezogen ist, um dort „freundlich und mit viel Vertrauen in ihre NachbarInnen“ ein bescheidenes Zeugnis der Liebe Gottes zu den Menschen zu leben. „Dafür muss man auch ja sagen zu dem Ort, wo Gott mich hinstellt“, meint Bischof Hermann. Als kleine Lockerungsübung in Sachen Mission empfiehlt er, in Gruppen und bei Veranstaltungen immer die zuerst persönlich zu begrüßen, die neu hier sind.

Und auch für Sandra Bils geht es vor allem um die Grundhaltungen für die Mission: Sich dorthin führen lassen, wo man sich fremd fühlt; dran bleiben und neugierig hinhören; Fragen stellen und ins Gespräch kommen; sich selber verwandeln lassen. Mission ist zuerst ein spiritueller Weg, auf dem man sich auf die Überraschungen von Gottes Geistkraft einlassen kann.

Marktplatz

Am Schluss standen Erzählungen über die Erfahrungen von vielen Teilnehmenden mit missionarischen Projekten aus Deutschland, Holland, Wien, Tirol und Vorarlberg. "Geerdet und inspirierend!", lautete das Resümee einer Teilnehmerin. Der Weg ins Neuland geht weiter.