Beim Neu.Land!-Kamingespräch gab Christian Schröder im Bildungshaus Batschuns einen spannenden Einblick in das Leben der Hauskirche für junge Menschen „kafarna:um“ in Aachen.

„Wenn ich hier mitmache, dann darf es nicht Scheiße werden!“ So reagierte eine junge Frau auf die Anfrage, ob sie bei „kafarna:um“ mitarbeiten möchte. Damit hat sie einen Qualitätsstandart formuliert, der bis heute gilt: Was immer hier passiert muss so gut sein, dass es nicht peinlich ist, wenn die jungen Leute ihre FreundInnen mitbringen.

Doch von Anfang an. Am Beginn steht vor ca. 15 Jahren eine Finanzkrise im Bistum Aachen, die auch zum Stopp einer groß geplanten Jugendkirche führt. Eine kleine Gruppe Jugendlicher, die mit Florian Sobetzko öfter in Taizé war und diese Erfahrung auch zuhause machen wollte, entschließt sich, selbst aktiv zu werden. Sie finden einen leerstehenden Raum in der Innenstadtpfarre von Aachen und gestalten ihn nach ihren Vorstellungen. So entsteht eine „Mikrojugendkirche“, die sich durch etliche provisorische Phasen bis heute lebendig entwickelt hat.

Christian Schröder, ist seit 2013 der geistliche Leiter der Jugendgemeinde, die zur Pfarre „Franziska von Aachen“ gehört. Für ihn ist „kafarna:um“ eine „Backpacker-Kirche“, eine „Rucksack-Kirche“. Die Gemeindemitglieder sind auf der Durchreise, sie docken ein bis zwei Jahre an, manche kürzer und einige länger, und treffen andere Reisende, mit denen sie ihre Lebensgeschichten teilen.

Die Räume von „kafarna:um“, die Schröder beim Kamingespräch mit einem Handyvideo vorstellt, haben Ähnlichkeit mit einem Hostel. Räume, Arbeitsplätze, Lebensmittel, Musikinstrumente, … hier wird geteilt, was da ist. Alles darf von allen genutzt werden. Das Grundprinzip Vertrauen zeigt sich auch darin, dass viele Jugendliche einen Schlüssel für die Räume bekommen haben und damit die Gastgeberrolle übernehmen können. Für Christian Schröder ist es wichtig, das Leben an diesem Ort nicht auf seine Dienstzeit von 20 Wochenstunden zu begrenzen.

Nach wie vor gibt es viele Möglichkeiten für die Jugendlichen, das Programm und die Räumlichkeiten mit zu gestalten. „User-generatet content“ nennt das Schröder. Einfache Gottesdienstformate wie der „service:intervall“, der einmal im Monat angeboten wird, oder das immer noch wöchentlich stattfindende Taizégebet, sind genau so im „Kalender nach Art des Hauses“ wie Ferienfahrten, Firmvorbereitungswege, Coworking-Tage oder ein Krimidinner. Wenn beispielsweise ein Jugendlicher gerne einen coolen kafarna:um-Hoodie hätte, sucht er über Whatsapp eine Gruppe, die sich seinem Wunsch anschließt und sorgt so für die nötige Mindestbestellmenge.

Die Hauptfragen, die Christian Schröder mit dem vierköpfigen Leitungsteam, das von den Jugendlichen für ein Jahr gewählt wird, immer wieder stellt: „Was braucht ihr, damit ihr eure Ideen umsetzen könnt? Was braucht ihr, damit „kafarna:um“ eure Hauskirche bleibt und ihr euch hier wohl und zuhause fühlt?“ Und solange es ihnen gelingt, die Selbstorganisation ihrer Gemeindemitglieder weiter zu fördern, bleibt der Weg spannend und lebendig.