Vor 50 Jahren hat Papst Johannes XXIII. in Rom ein großes ökumenisches Konzil angekündigt. Es sollte das entscheidende Ereignis für die Kirche im 20. Jahrhundert werden. 50 Jahre später, inzwischen angekommen im 21. Jahrhundert, trafen sich in Feldkirch/Tisis 200 Menschen, um über die Zukunft der Kirche in Vorarlberg zu reden. Und, wie Bischof Elmar Fischer betonte, es konnte selten in den letzten Jahren eine so eine so umfangreiche und breitgestreute pastorale Zuhörerschaft begrüßt werden.

Pastoralamtsleiter Walter Schmolly lud in seinem Eingangsstatement zu Begegnung, Austausch und Auseinandersetzung ein. 450 Themen und Fragen sind in den verschiedensten Gremien und Gruppen im ganzen Land gesammelt worden. Das Diözesane Forum ist nun die Gelegenheit, diese Fragen auch aus der Distanz und aus theologischer Perspektive zu betrachten. "Quo vadis, meine Pfarrgemeinde?" Der Grafiker, der den Einladungsfolder gestalten sollte, kein Mann der Kirche übrigens, hatte als ersten Einfall auf den Titel des Forums folgende Frage: "Geht Gott mit?"

Ob Gott also mitgeht?, mit dieser Frage im Hintergrund sollen als Ergebnis des Forums eine Handvoll Thesen formuliert werden. Die Thesen werden zur Weiterentwicklung in den Raum der Zwischenphase bis zum zweiten Forum im April gestellt.

Ein erstes Statement gab Maria Ulrich-Neubauer, Pastoralassistentin in Feldkirch-Tisis. Die Lokalmatadorin beschrieb ihre Pfarre am Stadtrand von Feldkirch und im Grenzland zu Liechtenstein als eine Pfarre, die - auch wenn das Äußere noch in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurzelt - dennoch innerlich im 21. Jahrhundert angekommen ist. Symbol ist die Innenrenovierung des Pfarrsaales, in dem das Forum tagte. Wie denn die Situation in der Pfarrgemeinde Feldkirch-Tisis so ist? Menschen kommen und möchten beispielsweise Sakramente für ihre Kinder, so Ulrich-Neubauer. Diese Menschen gehen dann ein Stück des Weges mit. Und diese Menschen sind durchaus interessiert an dem, was man macht. Die Vorbereitung eines Sakramentes hat aber auch wieder ihr Ende. Als Hauptamtliche ist sie jedoch nicht gekränkt, wenn Erstkommunionkinder und Firmlinge vor und nach der Sakramenten-Vorbereitung zu keinem Gottesdienst kommen. "Ich versuche, ihnen in der Zeit, wo sie da sind, eine gute Begleiterin zu sein," so Maria Ulrich-Neubauer.

Auf die Abschlussfrage der Tisner Pastoralassistentin: "Wie schaffen es heute noch Menschen, sich in Gott zu verlieben?", gab der Würzburger Pastoraltheologe Bernhard Spielberg eine erste Antwort. Er zeichnete in durchaus humorvoller Weise - inkl. Werbespots - Megatrends und soziokulturelle Trends auf. Warum die Kirche vielen Menschen heute nichts mehr zu sagen hat? Weil sich die Rahmenbedingungen einfach geändert haben und Menschen ganz andere Schwerpunkte setzen, die sie heute selber entscheiden müssen.
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Aus den Gruppengesprächen im Anschluss an den Vortrag traten noch folgende Thesen ins Plenum: "In persönlicher Begegnung bei den Menschen sein und die Liebe Gottes spürbar machen." "Sich mutig den soziokulturellen Veränderungen stellen." "Wir empfehlen Mut zu Aktivitäten, die nicht pfarrtypisch sind." "Einander neu wahrnehmen, einander hören."

3 Impulse aus ebenso pastoraltheologischer Sicht gab der Freiburger Theologe Hubert Windisch.

"Das Leben kann so einfach sein. Wenn man sich auf das Wesentliche konzertriet" Mit diesem Wort wirbt das Unternehmen Grohe. Sie stellt Badarmaturen her. Was stellt, so kann man fragen, die Kirche her, was ist ihr Produkt? Worauf soll sich die Kirche konzentrieren? Dass diese Frage berechtigt sei, das verdeutlichte Hubert Windisch mit einem Wort von Mark Twain: "Nachdem wir unser Ziel aus den Augen verloren hatten, verdoppelten wir unsere Anstrengungen."
Worauf sich Pfarren konzentrieren sollen? Die Aktivitäten einer Pfarre können, so Hubert Windisch, in vier Bereiche eingeteilt werden: Was ist möglich? Was ist sinnvoll? Was ist notwendig? Was ist unverzichtbar? An diesen Kriterien entscheidet sich, was auch einmal weggelassen werden kann aus einem Jahresprogramm.

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