Lisa Quarch sprach im Rahmen eines Neu.Land!-Kamingesprächs über ihre Erfahrungen, die sie als Theologin auf der Frankfurter „Münchner Straße“ gesammelt hat.

Was verbinden wir mit Theologie? Genau – Kirchen. Und wo finden wir die Menschen? Genau – eben nicht in diesen Kirchen. Um den heutigen Menschen in seinem Glauben zu begleiten, müssen die Glaubensgemeinschaften deshalb neue Wege-, Formate und vor allem Orte finden. Die junge Theologiestudentin Lisa Quarch war im Rahmen ihrer Diplomarbeit bei den Menschen im Frankfurter Bahnhofsviertel vor Ort und hat ihre Erfahrungen mit der Theologie auf der Straße in einem Feldtagebuch festgehalten.

Im Rahmen ihres einwöchigen Aufenthalts ging Quarch in Restaurants und Bars, sie besuchte einen Tanzkurs, trank oft Kaffee und kam mit vielen Menschen ins Gespräch. Besonders prägnant war dabei eine Bar – Moseleck. Die Menschen, die sich da begegnen, seien alle auf einer Ebene – egal ob das der Arbeiter ist, der gerade seinen Feierabend genießt, ein Kriegsveteran, der von seinen Leiden erzählt oder ein Anwalt, der auf dem Heimweg noch kurz ein Bier genießen wollte. „Die Nähe, die die Menschen hier zueinander hatten und das Level, auf welchem Gespräche geführt wurden, machten die Bar zu einem beinahe himmlischen Ort“, sagt Quarch. „Ich hoffe, dass sich die Strukturen in unseren Gottesdiensten auch so verändern können.“

Was für Quarch überraschend war, dass sich viele Menschen ihr als Theologin öffneten und ihr von ihren Leiden erzählen konnten. Aber auch sie selbst erzählte den Menschen von ihren Sorgen und Ängsten, war Gleiche unter Gleichen – die Theologin, die mittrinkt eben.

Die Teilnehmer des Kamingesprächs nahmen auf jeden Fall Inputs für ihren theologischen Alltag mit in ihre Bundesländer – waren doch Menschen aus Vorarlberg, Tirol und Wien an dem Online-Kamingespräch beteiligt. Auch die Parallelen zu der Kirche vor Ort konnten gezogen werden. So sei die Theologie auf der Straße in Vorarlberg gar nicht so unrealistisch. Viele Geistliche seien in ihren Gemeinden sehr nah am Menschen, da sie insbesondere mit den Vereinen eng kooperieren und somit auch auf vielen Festlichkeiten die Möglichkeit zum Gespräch suchen können. Was alle an diesem Abend auf jeden Fall mitnahmen, war die Erkenntnis, dass man von den Menschen wirklich was lernen kann, wenn man ihnen nur zuhöre.

Lisa Quarch

Lisa Quarch (Foto: Quarch)