In Alfons Meindls Kopf jagt eine Idee die nächste. Sein Radar ist immer an. Zum Glück. So kam nämlich die Karwoche auf den Dornbirner Marktplatz. Mitten hinein in die Stadt und unter die Leute. Und das Beste daran: das Experiment hat einwandfrei funktioniert.

Karwoche ... ja, da klingelt was. Ja, die Schüler/innen haben da frei. Ja, das heißt auch, dass es mit riesen Schritten auf Ostern zugeht und ja, manchmal ist die Karwoche für viele noch so voll gepackt mit Dingen, die erledigt werden sollten, dass Gründonnerstag, Karfreitag und Auferstehung sich irgendwie auch schnell mal aus dem Blickfeld stehlen können. Das ist bei vielen so. Punkt. Zeitgleich sind da viele, liebevoll und tadellos gestaltete Gottesdienste. Auch sie ziehen Menschen - Frauen, Männer, Familien und Senior/innen - an. Auch das ist Fakt.

Hinaus aus den Büros

Alfons Meindl, Pfarrkoordinator in Dornbirn Haselstauden, trifft man da wie dort. Wobei er eigentlich immer dort zu finden ist, wo es darum geht, etwas auch einmal auszuprobieren. "Ein Auftrag für den Seelsorgeraum Katholische Kirche in Dornbirn lautet, Neues auszuprobieren. Das war für mich schon auch mit ein Grund, hier dabei sein zu wollen. Natürlich nicht ausschließlich. Aber ich muss zugeben, dass mich das schon immer beschäftigt hat", sprudelt es aus Alfons Meindl nur so heraus. "Gehet hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung", heißt es auch tatsächlich in der Bibel. Alfons Meindl nimmt diesen Auftrag wörtlich. "Dann kam noch Papst Franziskus dazu, der auch immer wieder dieses ,Hinaus' predigt. Das war Wasser auf meine Mühlen. Sind wir doch ehrlich, auf der Straße komme ich mit Menschen in Kontakt, die sich nie in mein Büro oder in eine Kirche ,verirrt' hätten."

Gesagt, getan. Und pünktlich zur Karwoche schlug Alfons Meindl im übertragenen Sinn seine Zelte auf dem Dornbirner Marktplatz auf. Will heißen von Palmsonntag bis Karsamstag kam man an seinen Installationen einfach nicht vorbei.

Karwoche in Dornbirn

Das sah zu Anfang der Woche so aus, dass unter den Säulen des Kirchenportals von St. Martin ein Koffer, eine Krone, ein Korb mit Olivenzweigen und die verwunderte Aussage stand, dass Jesus auch in Dornbirn eingezogen ist. So, wie damals in Jerusalem? Vielleicht, vielleicht auch anders. Die Antworten entstanden mit jeder und jedem Passanten, der einen Blick für die Installation übrig hatte.

Wenige Tage später steht dort eine lange Tafel. Es ist Abendmahlszeit. Zu Füßen der Kirchenstufen stehen Stühle. Auf jedem steht eine Frage. Und auch rund um den Marktplatz stolpert man frei- und unfreiwillig immer wieder in einen Stuhl und eine Frage hinein. Dann, am Karfreitag, ist da das Kreuz. Wer will, legt eine Blume nieder, heftet einen Zettel ans Kreuz. Über 80 Menschen tun genau das. Und auch am Samstag, es ist Marktzeit in Dornbirn, ist da immer noch das Kreuz. Manche sehen es, andere nicht. Karwoche in Dornbirn.

"Dann mach ich das eben selbst"

Was das soll? "Wer es fassen kann, der fasse es. Ich will mit den Installationen einfach da sein. Und man würde sich wundern, wie viele Menschen sich davon ansprechen lassen", erklärt Meindl, der in dieser Art und Weise ja nicht zum ersten Mal aktiv wird. "Die Idee zu dieser Art von Installation kam über Matthias Nägele, den Referenten für Liturgie, zu mir. Der hat mir vor ein paar Jahren da einen Floh ins Ohr gesetzt. Ich hab dann nach Partner/innen für eine solche Aktion gesucht und mir irgendwann gedacht, hey, dann mach ich es eben selbst."

Im Kontakt mit der Stadt

Also hat Alfons Meindl im Dornbirner Rathaus angefragt und die Aktion angemeldet. An verschiedenen Orten der Stadt habe er damals den Einzug Jesu "nachgestellt". Ganz minimalistisch: ein Koffer, ein Tuch, ein Spruchschild. Dann habe er sich in den Hintergrund verzogen und beobachtet. Das ging damals noch gut, weil Alfons Meindl neu in der Stadt und noch nicht allen bekannt war. "Die Reaktionen, die ich da beobachtet habe, da war alles dabei. Viele sind stehen geblieben, haben gelesen, kurz nachgedacht und sind dann wieder gegangen. Dann gab es auch Schrecksekunden wie mit dem Radfahrer, der einfach mitten durch die Installation gefahren ist. Ich hab mich dann auch manchmal unter die Passant/innen gemischt und angefangen zu diskutieren. Ich hab zum Beispiel nur gesagt, dass es schon eine Sauerei sei, dass man solche Dinge jetzt einfach so im öffentlichen Raum aufstellen dürfe - und schon war ich im Gespräch mit den Menschen um mich. Die haben dann oft die Gegenposition ergriffen und die Installation verteidigt und mir erklärt, warum sie denken, dass das absolut wichtig und richtig ist."

Reaktionen garantiert

So fing das an. Heute ist Alfons Meindl irgendwie immer unterwegs. Sei es mit der ansprechBar, wo er und einige Gleichgesinnte an verschiedenen öffentlichen Orten der Stadt einfach nur da sind, oder eben auch mit Installationen wie die in der Karwoche am Dornbirner Marktplatz. "Was ich bei allen diesen Aktionen einfach merke, ist, dass Menschen auf unsere Inhalte reagieren. Viele sind berührt davon. Natürlich sind die Pole zwischen Zustimmung und Ablehnung heute weiter denn je von einander entfernt - und es gibt beides". Wenn er aber in Gedanken kurz mal Bilanz ziehe, dann überwiegen die positiven Reaktionen doch deutlich. Alfons Meindls Fazit lautet deshalb: "Wir müssen viel mehr von dem reden, was glückt, als über das jammern, was - noch - nicht geglückt ist."

Übrigens, wer Alfons Meindl persönlich zum Gespräch treffen will, der komme einfach einmal nach Dornbirn. Alfons Meindl ist da sicher irgendwo mit neuen Ideen unterwegs.