Interview mit Pfarrkoordinatorin Ulrike Amann, Pfarre St. Christoph in Dornbirn-Rohrbach

Was ist dein Aufgabengebiet in der Pfarre St. Christoph in Dornbirn-Rohrbach?

Ulrike Amann: Als Pfarrkoordinatorin habe ich organisatorische und pastorale Aufgaben und bin ich verantwortlich dafür, dass das pfarrliche Leben „funktioniert“. Dazu gehören z.B. die Dienstpläne  für die Gottesdienste , Mitarbeit bei der Vorbereitung auf die Sakramente, die Begleitung der Ehrenamtlichen. Freude bereitet mir auch die Vorbereitung und Leitung von Wortgottesfeiern oder  Verabschiedung bzw. Begräbnissen. Es gibt auch einige Aufgaben auf Stadtebene, die wir gemeinsam durchführen. Hier in der Pfarre bin ich oftmals die erste Ansprechperson, weil der Priester nicht immer vor Ort ist. Manches wird vom Sekretariat abgefangen, aber ich bin ein bisschen Mädchen für alles. Es gibt glücklicherweise viele Ehrenamtliche, die mitarbeiten. Ohne deren Unterstützung wäre vieles nicht, bzw. nicht in diesem Umfang möglich.

Wie setzt sich das Pastoralteam in eurer Pfarre zusammen?

Das Pastoralteam ist  als eine Art Leitungsteam der Pfarre angedacht, es fühlt sich verantwortlich für das pfarrliche Leben. Prinzipiell besteht ein Pastoralteam aus den Beauftragten für Liturgie, Diakonie und Verkündigung, dem Pfarrer, einer Vertretung aus dem Pfarrkirchenrat und des geschäftsführenden Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates. Den Vorsitz im Pastoralteam hat der Diakon.

Was sind die Aufgaben des Teams?

Im Pastoralteam werden die Entscheidungen und Vorgaben des Pfarrgemeinderates in die Praxis umgesetzt. Wenn beispielsweise im PGR beschlossen wird, dass bei Beerdigungen eine Aufbahrung in der Kirche möglich sein soll, nimmt das Pastoralteam Kontakt auf mit den betroffenen Stellen wie Bestatter, Priester, Mesner, Floristen, kümmert sich um die passende Position, und beschließt eine einheitliche Regelung, die dann kommuniziert wird. Ebenso läuft es mit dem Dankesfest für Ehrenamtlichen, für dessen Ausrichtung das Pastoralteam sorgt.
Es ist vorgesehen, dass die Beauftragten im Pastoralteam auch zu den entsprechenden Arbeitskreisen Kontakt halten und sich so um die Wünsche und Bedürfnisse der Ehrenamtlichen kümmern. Dies ist allerdings noch Zukunftsmusik bzw. nur sehr eingeschränkt möglich, da die Mitglieder selber berufstätig sind. Der Kontakt läuft größtenteils über das Büro und über mich.

Welchen Nutzen brachte die Einführung des Pastoralteams?

Die Mitglieder im Pastoralteam bringen Anliegen ein, die vielleicht im Alltagsgeschäft nicht oder weniger zur Sprache kommen oder übersehen werden. Fünf Paar Augen und Ohren sehen und hören mehr. Das ist immer wichtiger, da die Priester nicht mehr ständig vor Ort sind.
Das Pastoralteam ist zudem eine Unterstützung und Entlastung für die Leitung, da manche Aufgaben an dieses Gremium delegiert werden können. Die Pflege und Kultur des Ehrenamts wird sehr stark vom Pastoralteam mitgetragen. Wenn schnelle Entscheidungen nötig sind, ist es im kleinen Gremium leichter, das Pastoralteam hat das Vertrauen des gesamten PGR.

Was läuft gut in eurem Pastoralteam?

Unser Pastoralteam ist Auge und Ohr der Pfarre. Es schaut genauer auf die Stimmung, Wünsche, Kritik in der Gemeinde und sucht gemeinsam nach Lösungen. In jeder Sitzung gibt es eine Phase, in der wir intensiv und konsequent berichten, was jede und jeder wahrgenommen hat. Zum Beispiel hat jemand eine Familie bemerkt, die jeden Sonntag zur Messe kommt und ganz hinten in der Bank sitzt und so wirkt, als würde es ihnen nicht gut gehen. Solche Dinge siehst du nicht, wenn du vorne am Altar zelebrierst. Diese Beobachtungen sind ein wertvoller Beitrag.

Seit 2014 gibt es den Seelsorgeraum Dornbirn. Was funktioniert hier gut und wo klemmt es noch?

Der Seelsorgeraum Dornbirn ist einzigartig hier im Ländle. Wir sind sozusagen Kundschafter und darum immer noch am Lernen. Die Mitsprachemöglichkeiten sind größer, weil es den Seelsorgeraum-Rat gibt, der von allen Pfarren beschickt wird. Sehr gut funktioniert es auf dem Gebiet der Jugend. Die Jugend ist mobil, denkt Pfarre-übergreifend, nimmt leichter das Angebot aus anderen Pfarren an. Wir haben uns mittlerweile auch auf eine gemeinsame Gottesdienstordnung geeinigt.
Das Team muss allerdings noch stärker zusammenwachsen, den „gemeinsamen Raum“ gestalten lernen. Es ist unsere Aufgabe, alle Getauften zu ermutigen, sich für „die Pfarre“, fürs „Kirche-Sein“ zu engagieren. Dazu  bedarf es bei Haupt- und Ehrenamtlichen ein Umdenken.  Bisher war es eher eine „komm her“-Kirche, wir sollten eine „geh hin“-Kirche werden.

Wie sieht diese Kirche für dich persönlich aus?

Ich wünsche mir, dass jede Einzelne und jeder Einzelne sich berufen fühlt, Gemeinde zu sein und Gemeinde mitzugestalten – auch abseits vom Kirchengebäude und dem Sonntagsgottesdienst. Es gibt viele Möglichkeiten, Gemeinschaft zu leben, zu fördern und zu gestalten. Ob ich nun Verantwortung übernehme für eine Flüchtlingsfamilie, mich um meine Nachbarschaft kümmere und ein offenes Auge habe oder mit gleichgesinnten Suchenden über neue Gottesdienstformen nachdenke.

Was motiviert dich, was ist das Schöne an deiner Arbeit?

Es macht Freude, gemeinsam unterwegs zu sein und Neues zu entdecken –Kundschafterin sein. Es ist eine spannende Entwicklung, die in der Kirche geschieht. Das Neue ist noch nicht da, wir suchen gemeinsam nach Möglichkeiten, heute Kirche zu leben. Auf diesem Weg bin ich gerne mit anderen. Zudem sind meine Aufgaben sehr vielfältig. Das ist teilweise anstrengend, gleichzeitig aber auch sehr bereichernd.

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