Freitag Nachmittag in Au im Bregenzerwald. Fünf Paare treffen sich zu einem Seminar-Wochenende auf einer Berghütte. Natürlich fährt man nicht zur Hütte, sondern erwandert sie vom Tal aus. Eines der Paare geht etwas abseits der Gruppe. Die beiden sind ziemlich still und wirken angespannt. Auf der Hütte werden wir mit einem Willkommens-Schnaps begrüßt. Das Seminar beginnt: epL – ein partnerschaftliches Lernprogramm. Es geht um die Kommunikation. In der Startrunde merken wir, dass sich das besagte Paar schwer tut sich zu äußern. Als ob beide vorsichtig wären, ja dem anderen keinen Anlass zur Kritik oder Gegenrede zu geben. Lieber nichts sagen als etwas Falsches. Am Abend dann, nach einem traditionellen Abendessen und beim gemeinsamen Spiel in der holzgetäfelten Stube, tauen die beiden langsam auf. Die Fröhlichkeit der Gruppe und die ungezwungene Atmosphäre hellen den Grauschleier auf, der sie noch umgibt.

Samstag vormittags kommen die Paare auf ihre Konfliktthemen zu sprechen. Sie werden dabei von uns Trainern abwechselnd unterstützt, damit sie nicht in die Breite, sondern in die Tiefe kommen, also den eigentlichen Grund ihres Konfliktes erkennen. Es geht vorerst nicht um Lösungen, sondern ums Verstehen. Unser Paar erfährt – zum ersten Mal nach langer Zeit – dass beim aufmerksamen Zuhören und Nachfragen auf einmal Dinge klar werden, die vorher unverständlich waren und deshalb nicht akzeptiert oder gar bekämpft wurden. So zum Beispiel die Frau, die sich über das lange Duschen Ihres Mannes ärgerte, wenn er von der Arbeit heimkam. Welche Warmwasserverschwendung! Er konnte ihr erklären, dass er damit den Arbeitsstress vom Körper waschen und Rückenschmerzen lindern konnte. Oder er: „Du lässt immer das Licht brennen!“ Sie neigt zu depressiver Stimmung, vor allem wenn die Abende lang werden im Herbst und Winter; da hellt es sie auf, wenn möglichst viel Licht im Haus brennt. Jetzt versteht er. Und mit dem Verstehen kommt eine Entspannung, mit dem Verstanden-werden kommt wieder ein Gefühl der Nähe auf. Und beide wagen sich langsam zu öffnen für den anderen. Uns Trainern kommt das Bild von der Rose von Jericho in den Sinn: über lange Strecken trocken und farblos, überlebt sie im Wüstensand, um dann bei entsprechend Feuchtigkeit aufzugehen und aufzublühen. Es ist schön das mitzuerleben bei diesem Paar.

Am Sonntagvormittag sind Spiritualität und persönlicher Glaube Thema. Die Emmaus-Geschichte symbolhaft für den gemeinsamen Weg als Paar. Manchmal „blind“ für die Gefühle und Bedürfnisse des anderen. Den „Dritten im Bund“ nicht erkennend. Und doch das „Brennen in der Brust“ verspürend.  In der Abschlussrunde am Sonntag Mittag sprechen die beiden von „Aufbruchsstimmung“. Und wir alle spüren das. Und wir freuen uns für die beiden mit. 

Albert A. Feldkircher, Ehe- und Familienzentrum Feldkirch, Telefon 05522/74139-19

Artikel anlässlich eines epL-Paarseminars auf der Berghütte Berngath im Bregenzerwald