Erinnerungskultur sucht immer wieder nach Formen, um Vergangenes in ein neues Licht zu stellen. Beim Pilgerweg gegen das Vergessen ist diese Suche geglückt.

Das traditionelle Kriegergedenken in Rankweil zeigte sich am vergangenen Samstagnachmittag in einer neuen Form. Grund dafür war das Erinnern an die Euthanasieopfer, das dieses Jahr im Rahmen der Carl Lampert Woche im Zentrum steht. Groß war die Zahl der Interessierten, die auf den Liebfrauenberg kamen. Und groß war auch die Zahl jener Institutionen, von denen die Veranstaltung gestaltet und getragen wurde: Pfarre und Marktgemeinde Rankweil, Carl Lampert Forum, Bürgermusik Rankweil, Schwarzes Kreuz, Kameradschaftsbund Vorarlberg, LKH Rankweil, Kathi-Lampert-Schule Götzis und Lebenshilfe Vorarlberg.

Der Pilgerweg führte von der Gedächt­niskapelle der Basilika zum Valduna-Friedhof. Dreimal hielt die Pilgergruppe unterwegs an, formierte sich zum Kreis und lauschte. Impulse  zum Thema stimmten nachdenklich. So beschrieb Pfr. Walter Juen die unterschiedlichen Arten, in denen Namen ausgesprochen werden können - liebevoll, schüchtern, streng. Das löst beim Angesprochenen etwas aus. Pfr. Peter Rädler forderte auf, wachsam zu sein in Bezug auf unsere Sprache. „Euthanasie“ bedeutete ursprünglich ein gutes Vorbereiten auf den Tod hin. Dass das Wort später als Begriff für das Morden eingesetzt wurde, sollte uns Warnung sein.

Das Besondere an diesen Haltepunkten war das Nennen jener 292 Namen, die zum Opfer wurden. Laut und deutlich sprachen Studierende der Kathi-Lampert-Schule die Namen aus. Dabei wurde den Pilgernden klar: das könnte meine Tante sein oder mein Nachbar oder mein Neffe.
Beim Valduna-Fridehof fand dann das traditionelle Kriegergedenken statt - mit Klängen der Bürgermusik, Kranzniederlegungen sowie Reden seitens des Schwarzen Kreuzes, der Pfarre und der Marktgemeinde. Das Außergewöhnliche bei diesem Gedenken waren die Leintücher - zweimal zwanzig Meter - die an die Friedhofsmauern gehängt wurden. Auf ihnen waren alle Namen der Euthanasieopfer zu lesen. Die Opfer wurden damit aus dem Dunkel der Vergangenheit ans Licht geholt, mit dem Namen erhielten sie ihre Würde zurück.

Terminhinweis:
„Das Nazi-Interregnum in Valduna“, Buchpräsentation mit Thomas Albrich, Podiumsdiskussion mit Albert Lingg, Alfons Dür und Angelika Schwarzmann,
Dienstag, 14. November, 19 Uhr, Vinomnasaal Rankweil.