Monsignore Georg Schelling (1906-1981) wird in einer Ausstellung als Priester, Autor, Häftling und Bruder vorgestellt. Geprägt war sein Leben durch sieben Jahre Haft und Folter in Konzentrationslagern. Trotz allem aber war und blieb er eines: Mensch.

„Sprach(los)“ - unter diesem Titel standen die Carl Lampert Wochen 2019, die nun zu Ende gehen. Nicht so leicht sprachlos machen ließ sich Monsignore Georg Schelling, geboren 1906 in Buch. Im Gegenteil: Er erhob seine Stimme. Als Chefredakteur des Vorarlberger Volksblattes publizierte der Geistliche vor dem Anschluss Österreichs viele kritische Artikel gegen das NS-Regime in Deutschland. Deshalb wurde er am 31. Mai 1938 ins Konzentrationslager Dachau gebracht. Bis 1945 überlebte er 86 Monate Haft und Folter in den Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald. Selbst in dieser Zeit erhob Georg Schelling seine Stimme und setzte sich als Lagerdekan für seine Mithäftlinge ein.
„Georg Schelling war ein mutiger, bedeutender Priester. Deshalb würdigen wir ihn mit einer Ausstellung, die die verschiedenen Bilder seines Lebens rekonstruiert“, erklärt Elisabeth Heidinger, Geschäftsführerin des Carl Lampert Forums. Die interaktive Ausstellung „Georg Peter Schelling - Priester, Autor, Häftling und Mensch“ wurde vergangene Woche eröffnet. 

Gegenüberstellung.

In der ehemaligen Kapelle des Carl Lampert Archivs: Auf der einen Seite stehen vier Schautafeln; jede zeigt einen Aspekt des Lebens von Georg Schelling - Priester, Autor, Häftling und Bruder. Gegenüber sind vier Schautafeln angebracht, auf denen Fotos einer Gedächtnisfahrt ins ehemalige KZ Dachau zu sehen sind. Elisabeth Heidinger erklärt: „Die Jahre der Gefangenschaft und der Verfolgung haben sein Leben geprägt. Doch trotz des Schreckens und der Brutalität jener Jahre: Georg Schelling ist Mensch geblieben.“
Und damit ist er ganz nahe bei Carl Lampert mit seinem bekannten Satz und Wunsch „dass Menschen wieder Menschen werden.“ Die beiden Priester kannten einander übrigens. In seinen Briefen aus dem KZ fragte Georg Schelling verschlüsselt („Gefners Karle“) nach ihm.

Schwester Luise.

Die Ausstellung macht erstmals einen wichtigen Menschen für Georg Schelling sichtbar: seine Schwester Luise (1905-2006). Sie sandte Briefe und Lebensmittelpakete nach Dachau, organisierte Hilfsaktionen und übermittelte verschlüsselte Nachrichten an den Klerus. Nach der Entlassung aus dem KZ begleitete Luise ihren Bruder als „Pfarrersköchin“ in seine Kaplanei in Altach und seine Pfarrei in Nenzing (1947 bis 1981).
Jahrelang neben Georg Schelling hat auch der heutige Pfarrprovisor Felix Zortea gewirkt. Bei der Ausstellungseröffnung meldete er sich zu Wort: „Ich bin berührt, dass man so viele Jahre nach Georg Schellings Tod noch an ihn denkt.“
Das Andenken an ihn, an weitere mutige Menschen sowie an die Opfer bewahren - das ist Zweck der Carl Lampert Wochen. In 18 verschiedenen Veranstaltungen wurde dies heuer bzw. letztes Jahr getan, an die 2500 Besucher/innen wurden gezählt. «

Ausstellung und Buch

„Georg Peter Schelling - Priester, Autor, Häftling und Mensch.“ Öffnungszeiten bis 15. April: Di bis Do, 8.30 bis 12 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung, T 0676 83240 3115. Carl Lampert Archiv, Herrengasse 6, Feldkirch. Kurator/innen: Dr. Wolfgang Weber, Mag. Michael Fliri, Linus Weber, Elisabeth Heidinger. Grafische Gestaltung: Martin Caldonazzi

Buchcover Georg Schelling„Msgr. Georg Schelling (1906-1981). Annäherungen an eine Priesterbiographie“ Mit Beiträgen von Wolfgang Weber, Linus Weber und Michael Fliri. Feldkirch 2019. Ein Nachdruck ist in Vorbereitung. Vormerkungen unter T 05522 3485-142.

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 4 vom 23. Jänner 2020)