Carl Lampert und Jugendliche heute


Menschlichkeit ist nicht, sondern Menschlichkeit wird: und zwar überall dort, wo Menschen sich gegen Unmenschlichkeit - in welcher Form auch immer - zur Wehr setzen, wo Menschen sich für Menschen einsetzen, die diskriminiert, bedroht, benachteiligt oder in ihrer Würde verletzt werden.


Eine Zusammenstellung von Renate Weithas, Redaktionsteam


Themen und Impulse


Er-Innern
Zeit verstehen
Wider die Gleichgültigkeit
Carl Lampert - wofür stand er ein?

Carl Lampert (im Bild der zweite von links), war zwar Provikar und wurde am 13. November 2011  "selig" gesprochen, dennoch traf man auch ihn in geselliger Runde an.



Er-Innern

Wofür steht Carl Lampert? Was könnte er Jugendlichen heute zu sagen haben? Welche Hoffnungen, Ziele, Entscheidungssituationen, Werte und Haltungen lassen sich durch das Leben und Leiden Carl Lamperts an Jugendliche vermitteln? Woran sollen wir uns erinnern? Warum sich erinnern?

Erinnerung ist ein Grundwort jüdisch-christlichen Glaubens. Sie hat zwei Funktionen:

  • indem sie zurückblickt, hält sie das Gedächtnis wach, was Menschen angetan und vorenthalten wurde („Denk an die Tage der Vergangenheit, lerne aus den Jahren der Geschichte!“( Dt 32,7)
  • und sie blickt in die Zukunft und entwirft eine Utopie vom „Reiche Gottes“, wie sie in der Bergpredigt formuliert wurde. “Ein Volk ohne Visionen geht zugrunde“ formulieren die Sprüche im Alten Testament („Ohne prophetische Offenbarung verwildert das Volk; wohl ihm, wenn es die Lehre bewahrt.“ Spr 29,18). (vgl. Sölle, 28)

Erinnerung wird so zum „An-Ruf“ und  zur „Heraus-Forderung“ an die Nachfahren.


Zeit verstehen

Zwischen der Lebenswelt Carl Lamperts und der Lebenssituation heutiger Jugendlicher liegen Welten. Lampert lebte im totalitären System des Nationalsozialismus, das geprägt war von Menschenverachtung, Repression, Angst und Einschüchterung, während die Jugendlichen in der Gegenwart demokratische Verhältnisse mit Presse- und Meinungsfreiheit vorfinden.

Diese Unterschiede müssen aufgezeigt werden, Jugendliche müssen eine Ahnung davon bekommen, unter welchen Umständen, in welchen systemischen Zwängen Carl Lampert gelebt hat. Nur so kann das so außergewöhnliche Zeugnis christlichen Lebens und Leidens in seiner ganzen Tragweite - zumindest ansatzweise - erfasst werden.


Wider die Gleichgültigkeit

Von Elie Wiesel, dem bekannten Philosophen und Überlebenden der Konzentrationslager Buchenwald und Auschwitz wird das Wort überliefert: „Ein Recht gestehe ich keinem zu: das auf Gleichgültigkeit“.

Gerade Jugendliche, die frei, gesichert und materiell versorgt scheinen, sind gefährdet, nicht „über den eigenen Tellerrand zu schauen“. Es ist ein Leichtes, sich in der Sattheit der Konsum- und Unterhaltungsindustrie gemütlich einzurichten und die Probleme und Herausforderungen der Gegenwart „gleichgültig“ dem Spiel der Mächtigen zu überlassen.


Grundhaltungen Carl Lamperts

So wie Franz von Assisi Macht und Geld entlarvte, Martin Luther King Entschiedenheit und Gewaltlosigkeit zusammenbrachte, so hat Carl Lampert - wie Walter Juen in seinem Beitrag zur Dokumentation  „Carl Lampert – Zeuge in gnadenloser Zeit“ ausführt - besonders drei Haltungen auf eindrückliche Weise vorgelebt:

  • Er war nie gleichgültig gegenüber gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen, er blieb seinen Idealen treu und  leistete Widerstand.
  • Er setzte sich mit ganzem Herzen, d.h. schonungslos bis zur letzten bitteren Konsequenz  für seine Glaubensgemeinschaft und die ihm anvertrauten Menschen ein.
  • Die Grundlage und Quelle dieser Charakterzüge war die kameradschaftliche Beziehung zu Jesus und das tiefe Vertrauen in Gott.


Seine letzten Briefe bezeugen in eindrücklicher Weise seine Standfestigkeit und sein Gottvertrauen („Nun geht’s heim und ich bleib doch bei euch.“ – „Nun ruft mich Gott. Lebt wohl.“). Carl Lampert verbindet das Innen-  und das Außenleben, das Engagement (für die Sache Jesu und seine Kirche), den Widerstand  und das Gebet („lutter et contempler“) auf „heilige“, heilbringende Art und Weise. Die Briefe zum Nachlesen finden Sie rechts.
 
So können diese drei herausragenden Eigenschaften Carl Lamperts als Vorbild bzw. als Modell für heutige Jugendliche gelten. Denn Die Erinnerung als die „Amme der Hoffnung“ (F. Steffensky) lässt die Menschen Gelingens- und Hoffnungsgeschichten erzählen.

So könnte die Lebensgeschichte Carl Lamperts die Jugendlichen erbauen und ihre Lebensgewissheit stärken, wenn sie erfahren, wie mutig und standhaft sich Lampert dem Regime entgegengestellt hat und wie tief in Gott geborgen er das Unausweichliche angenommen hat.