Frühjahr 1943

In der Isolationshaft waren die eigenen Gedanken vermutlich eine tiefe Pein. Neben der Ungewissheit, was noch alles folgen könnte, musste Carl Lampert wahrscheinlich auch unermessliche Sorgen um seine Familie gehegt haben, was in späteren Briefen deutlich wurde. Die Gestapo wusste diese Knöpfe gezielt zu drücken und drohte immer wieder: „Wenn Sie nicht gestehen, werden wir Ihren Bruder sofort einziehen und verhaften,... seine Familie wird deportiert, sein Besitz eingezogen...“ Aus den Erinnerungen von Carl Lamperts Bruder wissen wir, dass die Stettiner Geheime Staatspolizei (Gestapo) tatsächlich im Frühjahr 1943 nach Göfis kam. Zu dritt begann die Gestapo ein mehrstündiges Verhör und setzte Julius unter Druck. Julius stellte sich selbstverständlich unwissend, um seinen Bruder nicht zu belasten. Die Gestapo drohte aber „Wenn Sie sich nicht erinnern wollen, werden wir Ihnen schon zu der Erinnerung verhelfen!“ Sippenhaft war ein Druckmittel der Gestapo, mit denen sie ein Netzwerk aus Angst aufbaute und weswegen man sich nicht immer seinen Angehörigen anvertraute, um diese nicht durch Wissen zu belasten. Widerstand bedeutet in einem Terrorregime letztendlich, dass man allein ist. Und ein Häftling zu sein, dass man auf seine Gedanken und Ängste reduziert wird. In dieser Situation hat Carl Lampert die ganze Einsamkeit allein getragen und dank seines Glaubens meistern können.

(aus dem KirchenBlatt Nr. 8 vom 25. Februar 2021)