6. Dezember 1943

Elisabeth Heidinger

Genau am Tag des hl. Nikolaus begann vor 77 Jahren für Provikar Carl Lampert der Prozess um sein Leben. Nach mehreren Aufenthalten in KZs und Gestapo-Gefängnissen wurde er in einen konstruierten Spionagefall verwickelt, verhaftet und nach Torgau verbracht, von wo er nach schrecklicher Kerkerhaft am Nikolaustag nach Halle zum Reichskriegsgericht überstellt wurde. Für Carl Lampert kam dieser Prozessanfang unvermutet. Er konnte noch eine rasche Notiz an seinen Bruder Julius richten, indem er ihn ersuchte, den Briefwechsel einzustellen, bis er ihm eine neue Anschrift mitteilen könne. Am 10. Dezember schrieb er ihm, dass ein Rechtsbeistand „von Amts wegen, d.h. vom Gerichte aus (Offizialverteidiger!)“ für den Verhandlungsbeginn am 14.12. für ihn bestellt wurde. Was diese Worte bedeuteten, war allen klar. Arnošt Janisch, ein politischer Mithäftling, berichtete, wie Carl Lampert dieses Sondergericht „als bloßes Theater“, als „abgekartetes Spiel“ sah. Dennoch bezeichnete Janisch Lampert als einen der nobelsten Charaktere, die er während seiner Kerkerhaft erlebt hatte und der seinen Henkern noch in der Todesstunde verziehen hat. Zwei Wochen sollte dieser Scheinprozess dauern, in denen Lampert in einer engen Zelle mit Zementfußboden und Handschellen, die keine Bewegung zuließen, Tag und Nacht gefesselt war. Schlafen musste er auf einem schmalen Bett aus Ziegeln, in der Nacht brannte dauernd Licht, alle fünf Minuten wurde kontrolliert. Am 20.12. erlebte Carl Lampert dann den bislang schrecklichsten Tag seines Lebens.

Fortsetzung folgt …

(Aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 49 vom 3. Dezember 2020)