4. Februar 1943

Es war ein bewölkter Donnerstagabend mit leicht winterlichen Temperaturen. Die Gestapo hatte ausreichend Unterlagen für ein erfolgreiches Vorgehen erstellt und ließ in einer schlagartigen Verhaftungsaktion um 23.16 Uhr zwei Lastwagen mit insgesamt 16 Mann vor dem Stettiner Propsteigebäude vorfahren. Das Haus wurde besetzt und von oben bis unten durchsucht. Gegen 4 Uhr morgens war die Hausdurchsuchung beendet, die beiden Kapläne Simoleit und Lorenz wurden verhaftet. Unterdessen fuhr Kriminalkommissar Trettin nach Parchim, im selben Zug, den auch Carl Lampert benutzte, um seinen Freund Jakob Weinbacher, den späteren Wiener Weihbischof, zu besuchen. Weinbacher holte Carl Lampert am Bahnhof ab. Sofort beim Betreten des Hauses in der Hermann-Göring-Straße wurden beide verhaftet und auf Spionagepläne durchsucht. Im Zuge dieser konzentrierten Gestapo-Aktion wurden über 40 Bekannte und Freunde von Lampert verhaftet und ins Gestapogefängnis verbracht. Über diese Verhaftungswelle schrieb die Gestapo in ihrer „Meldung wichtiger staatspolizeilicher Ereignisse“: „Bei allen Festgenommenen handelt es sich um fanatische Katholiken, die der erwähnten Straftaten überführt und geständig sind.“ Wie diese erzwungenen „Geständnisse“, die berüchtigten „Stettiner Protokolle“ zustandekamen, ist Gegenstand des nächsten Berichts.

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 5 vom 4. Februar 2021)