15. Jänner 1944

„Begreifst Du, dass eine Kruste von meinem einsamen, leidgeprüften Herzen sich löste und all das Weh, das seit dem 20.12. mich fast erdrückte, in langen Freudentränen sich löste?“ Solch bodenlose fühlbare Dankbarkeit für in unseren Zeiten alltägliche Aufmerksamkeiten drückte Carl Lampert am 15.01.1944 in einen Brief an seinen Bruder Julius aus. Doch was war geschehen, dass – wie Lampert es nannte - die „Liebe Gottes und der Menschen“ zu ihm auf Besuch kam? War jenes vor Weihnachten am 20. 12. verhängte Todesurteil aufgehoben worden oder wurde er freigelassen? Nichts davon war der Fall. Carl Lampert hat nach dem Prozessende die Feiertage sowie seinen 50. Geburtstag in Kerkerhaft verbringen müssen und wurde am 14. Jänner von Halle nach Torgau überstellt. Dort angekommen, wurde er aufgefordert, die an ihn adressierten Pakete - nicht ohne schmerzlichen Blick, da er was vom Christkind darin sah – zu bestätigen und retournieren zu lassen. Aber briefliche Grußworte aus der Heimat und ein Versprechen, an der Heiligen Messe beiwohnen zu dürfen, sorgten dafür, dass Carl Lampert wieder stärker und trotz „des Elends tiefstem Grund“ gefasst war, um „weiterhin opferbereit, die Wege der Vorsehung zu gehen“.

Elisabeth Heidinger
Leiterin des Carl Lampert Forums

(Aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 2 vom 14. Jänner 2021)