24./25.7.1943

Eine andere Zeit, ein anderer Ort: Vor 78 Jahren sah Carl Lampert einem Besuch entgegen, den er am Wochenende bekommen sollte. „Diese beiden Besuchsstunden vom Samstag und Sonntag (24./25.7.1943), sie bleiben mir und ich werde lange davon zehren. Dein 4. Besuch war mir ein Höhepunkt nicht nur Deiner opfergroßen Bruderliebe, sondern auch Deiner Begleitung, Julius, was war das für eine Freude“, schrieb Lampert. Fünfmal besuchte Julius seinen Bruder im Kerker. Angesichts der langen und gefahrvollen Reise inmitten von Bombenangriffen auf Bahnhöfe und fahrende Züge, zeugt diese Zahl von den tiefen Familienbanden zwischen den Brüdern. Dieser vorletzte Besuch war deswegen erwähnenswert, weil Rosina, Carl Lamperts Nichte, mitkam. „Es war auch eine zu schöne Freude, dass Rosina mitkam; auch sie wird Zeit ihres Lebens dran denken, und ich durfte zwei so glückliche Heimatstunden haben; das alles mag die Reisemüh Euch dankbar lohnen!“ Rosina hatte auch eine besondere Überraschung mit dabei. Sie durfte Carl Lampert konsekrierte Hostien heimlich übergeben. „Nun klingt alles so wundersam in meinem Herzen weiter, Heimatmusik, die alle Missklänge des Lebens so froh und stark zu übertönen vermag und mich so stark macht“, schickt Lampert in einem Dankesbrief den Heimreisenden hinterher.

(aus dem KirchenBlatt Nr. 29 vom 22. Juli 2021)