25. Jänner 1943

„Herr Prälat, die Lage ist eine fatale!“ Ausgerechnet vor einem verdeckten Gestapo-Ermittler, dem Denunzianten Franz Pissaritsch, der sich als „Ingenieur Georg Hagen“ ausgab, fielen jene Worte am 25. Jänner 1943. Pater Friedrich Lorenz äußerte sie gegenüber Carl Lampert, während er über Wehrmachtsberichten saß. Ingenieur Hagen kam 1942 mit einem Empfehlungsschreiben auf das kirchliche Umfeld von Carl Lampert zu. Angeblich arbeitete er im Rüstungsbetrieb Gollnow & Sohn in Stettin. Wie aus den Erinnerungen von Pater Lorenz bekannt ist, war Hagen nicht das erste Mal in der Wohnung von Lorenz, aber es ist ihm an diesem Jännertag das erste Mal gelungen, unangemeldet Pater Lorenz und den kurz darauf hinzukommenden Carl Lampert alleine anzutreffen und Zeuge über eine kurze Unterhaltung über die Situation von Stalingrad zu werden. Dieses fatale Zusammentreffen war eines von vielen folgenschweren und von Hagen mit erfundenen Aussagen ausgeschmückten Treffen, für das sich Carl Lampert, Pater Lorenz und Kaplan Herbert Simoleit schließlich vor dem Kriegsgericht verantworten mussten.

(Aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 3 vom 21. Jänner 2021)