14. Dezember 1940

Genau drei Jahre vor Lamperts Prozessbeginn wurde Häftling Nr. 22706 am 14. Dezember 1940 wieder zurück nach Dachau überstellt. Dieser Häftling war vor und nach seiner Inhaftierung als Provikar Dr. Carl Lampert bekannt. Als Häftling war er wie tausende andere auch nur eine Nummer an einem, wie er selbst sagte, „loco horribili“ - einem schrecklichen Ort. Der KZ-Häftling und spätere Bischof Majdánski berichtet, wie er und die 527 anderen Geistlichen die Überstellung in einer kalten verschneiten Winternacht in einem unbeheizten Waggon erlebt hatten: „Wenigstens würden wir den kleinen, sehr bösen Aufseher namens Schubert zurücklassen. Das ist ein nicht geringer Trost. Doch ausgerechnet Schubert fährt mit uns. Die Bedrohung ist (…) überall gegenwärtig. Und auch die Angst. Sie (…) begleitet uns ständig. (…). Wir fragen uns, was uns erwartet (...) nach dem Aussteigen aus dem Zug im Bahnhof von Dachau. (…). Der viele Schnee klebt an den Holzpantinen fest, sodass das Gehen vom Bahnhof zum Lager immer schwieriger wird. Man kann diesen Schnee nicht einmal abschlagen. Dafür ist keine Zeit, denn die Aufseher schreien ununterbrochen: ‚Los! Los!‘“ Carl Lampert war mitten unter ihnen - in der Strafkompanie. Trotz seines Schicksals bewies Lampert stets eine innere Kraft, wie aus einer Briefpassage von Pfarrer Alois Knecht zu entnehmen ist: „Lampert hatte trotz allem immer einen guten Humor und sagte…: ‚Die Verbrechen, die tagtäglich geschehen, sind zu groß, als dass die Nazis siegen könnten; aber ob wir das bittere Ende überleben werden, das ist unwahrscheinlich.‘“

Elisabeth Heidinger
Leiterin des Carl Lampert Forums

(Aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 50 vom 10. Dezember 2020)