„Dr. Carl Lampert war unkompliziert. (...) Er war lebensfroh und gemütlich; er war gerne bei Festen, aber nicht übertrieben“, so beschreibt Marianne Fischer, Diözesansekretärin in Innsbruck, ihren damaligen Chef Carl Lampert. Vor 10 Jahren wurde er selig gesprochen. Jetzt ist dazu ein neues Buch erschienen. Es ist ein Rückblick auf die letzten 10 Jahre, mit Stimmen von Wegbegleiter/innen wie Marianne Fischer.

Veronika Fehle

Wer erinnert sich noch? 13. November 2011, Dornbirn Martinskirche. Jeder Platz in der Kirche war besetzt. Draußen auf dem Marktplatz gab es ein Zelt. Seit Monaten waren viele Menschen für die Sache „Seligsprechung“ auf den Beinen. Es war ein großes Fest.

Dann allerdings begann für das Carl Lampert Forum die Arbeit eigentlich erst so richtig. Der Seligen Carl Lampert sollte „unter die Leute“ gebracht werden. Erinnerungskultur, Arbeit an und mit der Vergangenheit standen auf der einen Seite und die Verehrung des Seligen auf der anderen. Nun galt es, beides zusammen zu bringen. Karin Schindler-Bitschnau schulterte diese Aufgabe bis 2012, danach übernahmen Bernhard Loss (bis 2019) und schließlich Elisabeth Heidinger die Geschäftsführung des Carl Lampert Forums. Alle drei setzten Akzente und Schwerpunkte. Im Rückblick wird deutlich, was alles bereits geschehen ist. Die Lampert Lectures mit Carla del Ponte, der Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofes für Kriegsverbrechen, oder den KZ-Überlebenden Marko Feingold und Eva Fahidi zählen sicher zu den Höhepunkten. Kunstprojekte, Schüler/innen-Wettbewerbe, ein Gipfelkreuz, eine Kapelle, ein Freundeskreis in Göfis und viele Aktionen und Initiativen mehr würden die Liste komplettieren. Das Fazit bleibt: Es ist viel geschehen und es hat Spuren hinterlassen.

Wegbegleiter/innen erzählen

Gesammelt und gebündelt findet man all das und noch mehr im aktuell erschienenen Band „Verbunden mit Carl Lampert - Erinnerung, Zeit und Zeugnis“, das vom Carl Lampert Forum gemeinsam mit der Archiv der Diözese Feldkirch herausgegeben wurde. Carl Lampert erscheint darin als der, der er ja auch war: Ein Kirchenjurist durch und durch. Ein Mann mit Prinzipien, der einfach nicht „Ja“ sagen konnte, als er sah, wohin das NS-Regime führen würde. Gleichzeitig ist das Buch auch ein Rückblick im Schnelldurchlauf über die letzten 10 Jahre. Und nicht zuletzt, und das ist vielleicht einer des spannendsten Aspekte des neuen Buches, kommen auch Wegbegleiter/innen Carl Lamperts zu Wort. Wie Sr. Dominica Cesen, die mit Carl Lampert im Innsbrucker Ordinariat zusammen arbeitete. Sie schildert, wie Lampert in Innsbruck die Stellung hält, wohl wissend, dass für ihn viel, wenn nicht sogar alles auf dem Spiel steht. „Wir hatten den Eindruck, dass der Provikar ,für die Kirche geradesteht‘ und ,den Kopf hinhalten‘ muss (...) Er hat nie Angst gezeigt und Angst gemacht. Als der Provikar wegmusste, sagte er mir: ,Lauft mir ja nicht davon.‘“

Karl Rigger aus Dornbirn schildert, wie sein Vater und Carl Lampert über den Chorgesang zu engen Freunden wurden, während der Göfner Altbürgermeister Rudolf Lampert sich daran erinnert, dass er den Priester aus dem Heimatdorf immer freundlich erlebt habe und dass man später über seinen Tod fest geschwiegen habe. Berührend sind dann vor allem die Erinnerungen von Rosina Vögel, der Nichte Carl Lamperts, die den immer fröhlichen Onkel gemeinsam mit ihrem Vater Julius noch in Stettin besuchte. Sie beschreibt, wie verändert der Onkel doch war und erinnert sich auch an seinen letzten Besuch in Göfis: „Die Nachbarn kamen, hatten ihn begrüßt und sich von ihm verabschiedet. (...) Dann ging er und das Wasser ging ihm von den Augen herab, Er hat nicht mehr reden können und ist ins Auto eingestiegen. Das war das letzte Mal. Dann fuhr er nach Innsbruck. (...) Meine ganz persönliche Meinung; Onkel Carl ist im Himmel. Er vergisst uns nicht.“

Ein Seliger, ein Mensch

„Verbunden mit Carl Lampert“ ist ein Buch, das Carl Lampert aus den Erinnerungen an ihn eine Silhouette gibt. Das ist spannend und überraschend. Denn wie oft hat man die Gelegenheit, den Menschen hinter  dem Seligen kennenzulernen. Schon das macht es lesenswert. 

„Verbunden mit Carl Lampert - Erinnerung, Zeit und Zeugnis“

hrsg. v. Archiv der Diözese Feldkirch und Carl Lampert Foru
Band 9 der Schriftenreihe des Archivs, Feldkirch 2021