Kategorien: Carl Lampert


Inhalte

Carl Lampert - ein Zeuge im KZ
Widerstand und Standhaftigkeit aus dem Glauben
Glaube über den Tod hinaus
Zwischen Verlässlichkeit und verlassen werden
Widerstand und Quertreiberei
Wer hat die Kraft zu widerstehen? - Verantwortungsethik entwickeln


Carl Lampert – ein Zeuge im KZ

  1. Lebensgeschichte Carl Lamperts erzählen
  2.  Briefauszüge aus der Haft vorlegen – gemeinsam lesen – bzw. vorlesen lassen (Variation: SchülerInnen setzen sich in die Rolle der Adressaten der Briefe (Bruder Julius, Bischof Rusch, Pfarrer Schuchter, Oberlehrer Rigger etc.) und schreiben eine Rückantwort an Carl Lampert oder einen Tagebucheintrag über ihre Empfindungen beim Lesen. Die entstandenen Texte in einer „Dichterlesung“ vortragen, evtl. in Kleingruppen die besten Texte auswählen lassen).

    Weitere Briefe Carl Lamperts aus den Jahren 1940-1944 finden sich online im Carl Lampert Archiv.


    Impulsfragen

    • Welche Hoffnung spricht daraus? Worunter leidet Carl Lampert? Welche Ängste werden von ihm angesprochen? Kann ich seine Gefühle nachempfinden?
    • Was ist mir fremd?

  3. Gedicht von Hilde Domin zum Abschluss: Es bringt das Innenleben Carl Lamperts zum Ausdruck und  fasst es zusammen. In der Hölle, die er erlebt mit Folter und Tod ist er in seinem Glauben und seinem Wesen doch unversehrt und heil. Menschliche Gewalt peinigt ihn bis aufs Letzte und doch nicht ins Letzte seines Seins.

Der Wunsch nach der Landschaft jenseits der Tränengrenze ... (http://www.cjacobs.de/ganze_person.html)



Widerstand und Standfestigkeit aus dem Glauben

  1. Textarbeit 1: Auszug aus den Briefen (Briefe können einzeln kopiert werden und arbeitsteilig in der Klasse gelesen und besprochen werden. Carl Lamperts Briefe als Faksimile und Abschrift finden Sie im Carl Lampert Archiv)

    • In Kleingruppen das Wesentliche über Carl Lamperts Glauben und sein Weltbild zusammentragen

  2. Textarbeit 2:  Predigt zum Gedenken an die Hinrichtung von Carl Lampert von Pfarrer Koschig aus Halle a.d.Saale
  • Was ermutigt mich an der Biographie Carl Lamperts?
  • Wo möchte ich mich einmischen, zu Wort melden, Widerstand leisten?



Glaube über den Tod hinaus

  1. Todesanzeige von Carl Lampert verfassen

    Voraussetzung  ist die Kenntnis der Biografie Carl Lamperts und des Falles  Neururer (Todesanzeige von Pfarrer Neururer lesen, interpretieren, welche Konsequenz hatte diese mutige Veröffentlichung für die damalige Öffentlichkeit und besonders für Carl Lampert?). Vgl dazu Textarbeit zur Predigt von Magnus Koschig.

    Verfasse eine Todesanzeige von Carl Lampert (Was möchtest du über sein Leben, seinen Charakter, sein Wirken zum Ausdruck bringen? Was über seinen Glauben?)

    • Was besagt die Todesanzeige über das Opfer, was über die Täter?
    • Was erfahren wir über die Beziehung zu seiner Familie und zu seiner Heimatpfarre?
    • Was kann man aus der Datierung entnehmen?

  2. Verfasse ein Glaubensbekenntnis wie es Carl Lampert formuliert haben könnte. Als Inspiration können Glaubensbekenntnisse auf der folgenden Seite dienen: www.der-schwache-glaube.de



Zwischen Verlässlichkeit und verlassen werden

Ziel: Wichtigkeit von Verlässlichkeit erkennen, Verlassen-Werden aushalten können und ausdrücken.

  1. „Verlassen“ – welche Zusammensetzungen fallen mir dazu ein? Sich auf jemanden verlassen und verlassen werden als zwei gegensätzliche Bereiche herausarbeiten;
  2. Fragen zur persönlichen Reflexion:

    • Auf wen kann ich mich verlassen?
    • Wo spielt Verlässlichkeit eine Rolle (in der Arbeit, Partnerbeziehung, Freundschaft)?
    • Inwiefern ist Gott „verlässlich“?
    • Wer hat mich verlassen?
    • Wen habe ich verlassen?
    • Wie gehe ich damit um?
    • Woher kommt mir dabei Hilfe zu?
    • Was überwiegt in den Beziehungen meines Lebens?
    • Verlässlichkeit oder Verlassen werden?

  3. Gespräch, wie es SchülerInnen bei der persönlichen Reflexion gegangen ist.
  4. Wer/was hilft in Situationen der Verlasssenheit? Methoden (Tagebuch, Briefe schreiben, Gespräch mit FreundIn etc.) und Institutionen (Bsp. IfS, Telefonseelsorge, etc.) kennenlernen, die helfen, wenn ich verlassen werde.
  5. Oft gibt es einen engen Zusammenhang zwischen „sich verlassen auf jemanden“ und „verlassen werden“.

    • Einem, dem es so ergangen ist, ist Carl Lampert (auch Jesus natürlich)
    • Anhand der Beziehung Hagen – Lampert die äußersten Eckpunkte von Verlässlichkeit und Verlassenwerden herausarbeiten


Widerstand und Quertreiberei

  1. Lehrer-Schüler-Gespräch: Welche WiderstandskämpferInnen kenne ich? Was haben sie gemacht (Werk)?
  2. Für welche Werte stehen diese Menschen ein? Bsp. Gerechtigkeit, faire Behandlung, ...
    Was zeichnet diese aus? Gemeinsamkeiten? Bsp. Gewaltsame Behandlung, Einzelgänger, stoßen zumeist auf Unverständnis, Außenseiter, ging immer gegen die „Oberen“, waren unbequem, haben in Frage gestellt, etc.

    Tafelbild: Tabelle / WiderstandskämpferIn / Werk / Wert
    Was allen gemeinsam ist

  3. Schule/Arbeitsplatz: Habe ich schon Situationen erlebt, in denen Widerstand geleistet wurde? Wer hat sich wie verhalten? Auf welcher Seite ist wer gestanden? Du?

    Ziel: Anhand von konkreten Beispielen analysieren, was Widerstand und was bloße Quertreiberei war.


  4. Welche Risiken nehme ich in Kauf, wenn ich mich für eine/n MitarbeiterIn stark mache? Warum sich Widerstand lohnt ...
  5. Carl Lampert und sein Widerstand: Carl Lampert hat keinen aktiven Widerstand geleistet, er hat sich keiner Widerstandsgruppe direkt angeschlossen. Seine Option war eine innere: für den Glauben, die Kirche und die Liebe lieber sterben als Verrat an ihr zu begehen.

    Lesen: Verteidigungsschreiben an Julius; Satz markieren, der mir zu denken gibt und ihn dann vorlesen und aufschreiben. Carl Lamperts Briefe als Faksimile und Abschrift finden Sie auch im Carl Lampert Archiv.



Wer hat die Kraft zu widerstehen? - Verantwortungsethik entwickeln

Ziel: anhand der Entscheidungen, die Carl Lampert getroffen hat, eine allgemeine Ethik, eine „Ethik der Verantwortung“ herausarbeiten.

In einer Extremsituation entscheidet allein das eigene Verantwortungsgefühl, was zu tun und was zu unterlassen ist. Allgemeine Normen und Werte können bei einer Entscheidung hilfreich sein, doch in der konkreten Situation muss ich alleine entscheiden, was zu tun ist – dies ist eine „Ethik der Verantwortung“. Die Wahl ist dabei meist nur zwischen zwei unvollkommenen Alternativen zu treffen. Es gilt das „Bessere“ zu wählen.


Einstieg

"Herr, leite mich mit deinem Licht, ja, leite mich!
Nacht ist`s umher, die Heimat seh` ich nicht, o leite mich!
Ich bitte nicht, dass ich mög` ferne sehn,
lass mich nur Schritt für Schritt gerade geh`n!
Ich hab nicht immer so zu dir gefleht: Herr leite mich!
Ich liebte eig`ne Weg, jetzt komm` ich spät, o leite mich!
Ich liebte Stolz und war voll Sinnlichkeit,
Ach Herr, gedenke nicht vergangener Zeit!
Bisher hast du gesegnet mich, wohlan, so leite mich.
Auch ferner-bis die rauhe, dunkle Bahn einst lichtet sich.
Dann stehn am Morgen Selige vor mir da,
die einst ich liebte und dann nimmer sah.
(Nach Kardinal John Henry Newman)

Besprechung: Worum geht es hier?

Fragen zur persönlichen Beantwortung

  • Für was ich Verantwortung trage ... (Aufzählung)
  • Hingabe heißt für mich ... (Definition)
  • Ich kann mir vorstellen, dass ich mein Leben hingebe für ...
  • Meine obersten Werte ...
Sammeln an Tafel bzw. im Heft
  • Was ist Hingabe?
  • Welche obersten Werte gibt es?


Carl Lampert hat sein Leben hingegeben für die Kirche, für die Liebe zu Gott.

Zitat von Carl Lampert über Liebe und Hass
"Liebe – was leidest du in dem Hasse dieser Zeit,
Hass – was quälst du die Liebe der Ewigkeit!"

Diskussion
  • Kann ich Carl Lampert „verstehen“?
  • Hat er klug gehandelt?
  • Oder war er einfach naiv?

Variation: Podiumsdiskussion machen mit bis zu vier Sesseln im vorderen Klassenraum, auf den sich abwechselnd SS setzen können und mitdiskutieren.


Ethische Ansätze

  1. Augustinus’ „Pilgerethik“: Zwei Kardinaltugenden können auf dieser Welt angestrebt und verwirklicht werden: niemandem weh tun und wo immer möglich zu helfen.
  2. „Ethik des Weges“: Die Innsbrucker Forschungsgruppe Religion-Gewalt-Kommunikation-Weltordnung (RGKW) vertritt eine „Ethik des Weges”.

    In ihr wird das Schauen auf das Vorbild Jesu Christi betont: In kritischen Situationen bedarf es immer eines Abwägens, bei dem wir einerseits auf das Beispiel Jesu schauen und andererseits die menschliche Schwäche nicht überspielen, um so durch ein Erspüren im Geist das zu finden, was im Augenblick möglich ist.

    Die christliche Ethik ist deshalb wesentlich eine Ethik des Weges.“ (Pluralismus – ethische Grundintuition – Kirche. Gemeinsamer Text der Forschungsgruppe Religion – Gewalt – Kommunikation – Weltordnung an der Theologischen Fakultät Innsbruck, in: Religion erzeugt Gewalt – Einspruch!, Hg. Raymund Schwager u. Józef Niewiadomski, Münster 2003, 99-142; hier: 124).

Abschluss

Bonhoeffer: Wer hält stand?

„Wer hält stand? Allein der, dem nicht seine Vernunft, sein Prinzip, sein Gewissen, seine Freiheit, seine Tugend der letzte Maßstab ist, sondern der dies alles zu opfern bereit ist, wenn er im Glauben und in alleiniger Bindung an Gott zu gehorsamer und verantwortlicher Tat gerufen ist, der Verantwortliche, dessen Leben nichts sein will als eine Antwort auf Gottes Frage und Ruf. Wo sind diese Verantwortlichen?“
(Bonhoeffer, Dietrich: Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, Hg. Eberhard Bethge, Gütersloh 199716; hier: 12)


Deutung

Carl Lampert: Leben als Antwort auf den Ruf Gottes …