Abfall vermeiden und Ressourcen schonen - so lautet das Motto des neuen Pilotprojekts des Recyclinghof Nenzing mit der Caritas. Dort können die EinwohnerInnen nämlich nicht mehr nur defekte, sondern auch gebrauchsfähige Elektro- und Elektronikgeräte abgeben. Die Caritas Vorarlberg übernimmt die Sammelware, prüft und repariert sie und verkauft die Geräte samt Garantie in ihren carla-Geschäften. Eine Idee, die vielleicht Kreise zieht?

Dass die Nenzinger experimentierfreudig und sehr umweltbewusst sind, wussten wir bereits - schließlich waren sie die ersten, die 2011 in einem Pilotprojekt für jeden Haushalt eine Papiertonne initiierten und damit dem Müll um den Altpapier-Containern Einhalt geboten. Nun stellen sie erneut ihre Recyclingfreudigkeit unter Beweis und starten gemeinsam mit der Caritas Vorarlberg ein neues Pilotprojekt: Wiederverwenden statt verwerten.

Zu schade zum Wegwerfen
Jeder kennt das: der
alte Herd, die Spülmaschine, der Fernseher oder das Radio funktionieren eigentlich noch einwandfrei, dennoch rückt schon das neuere Nachfolgemodell nach. Man will die neue Technik schließlich auch nutzen. Das alte Gerät ist aber fast zu schade um weggeworfen zu werden und so fristen die Geräte - falls der Platz vorhanden ist - meist zunächst ihr Dasein im Dachboden oder Keller, bevor sie irgendwann doch entsorgt werden.

Kurze Wege für die Wiederverwendungsschiene
In Nenzing finden diese funktionstüchtigen Elektro- und Elektronikgeräte im Recyclinghof nun vorübergehend ein neues Zuhause. Dort besteht nun - ergänzend zu den bestehenden Angeboten verschiedener Sozialinstitutionen - nämlich die Möglichkeit nicht nur defekte Geräte, sondern auch noch funktionierende abzugeben.  „Die Bauhöfe sind nahe und gewohnte Sammelstellen für vieles, was unsere BürgerInnen abgeben wollen“, so der Nenzinger Bürgermeister Florian Kasseroler. „Kurze Wege zur Abgabe helfen mit, dass möglichst viele Güter in der Wiederverwendungsschiene landen.“

Jeder macht das, was er kann
Im aktuellen Pilotprojekt in Nenzing prüfen die Partner, wie sich die Sammlung von noch gebrauchsfähigen Elektro- und Elektronikgeräten über gewohnte kommunale Schienen bewährt. „Wir sehen die Bau-/Recyclinghöfe und die Sozialinstitutionen in einem Netzwerk, in dem jeder das übernimmt, was er gut kann“, erläutert Rainer Siegele, Obmann des Vorarlberger Umweltverbandes. Entsprechend werden die von der Gemeinde gesammelten Geräte an die Caritas Vorarlberg übergeben.

Elektrogeräte aus zweiter Hand
Die Fachleute in der carla-Elektrowerkstatt der Caritas prüfen diese Geräte auf Funktionalität, bereiten sie fachgerecht auf und reparieren sie bei Bedarf. Die Elektrogeräte aus zweiter Hand sind dann in den carla Einkaufsparks in Altach und Lustenau erhältlich. „Durch die fachgerechte Prüfung garantieren wir, dass die Geräte auch funktionieren. Sollte innerhalb eines Jahres wider Erwarten ein Mangel auftreten, kann das gekaufte Gerät bei uns zur Reparatur abgegeben werden", erklärt carla-Elektriker Fritz Fuchsberger. Mit den Erlösen aus dem Verkauf deckt carla die Kosten für die Aufbereitung der Geräte ab.

Wiederverwenden ist gelebte Nachhaltigkeit
„Wiederverwenden ist gelebte Nachhaltigkeit – positiv mit Blick auf Ressourcen, Gesellschaft, Energie und Umwelt“, so Landesrat Erich Schwärzler. „Neben dem Umweltvorteil schafft das Re-Use-Netzwerk Vorarlberg zusätzliche Möglichkeiten am Arbeitsmarkt und stellt die Güter zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis in den Geschäften zur Verfügung.“ Im kommenden Jahr werden weitere Gemeinden mit den Erfahrungen aus dem Pilotprojekt diese Sammelschiene öffnen. Auch zusätzliche Sozialinstitutionen sollen einbezogen werden. 

Fünf Prozent weniger Abfall durch Wiederverwenden
Das Pilotprojekt in Nenzing ist eines der Ergebnisse des Vorarlberger Re-Use-, also Wiederverwendungs-Konzepts. Umweltverband, Land, Gemeinden, Sozial-institutionen wie Caritas, Lebenshilfe, integra, die Dornbirner Jugendwerk-stätten, ABF Feldkirch und ABO haben in den vergangenen Monaten mit Experten die Situation im Land analysiert und verschiedene Möglichkeiten geprüft. „Rund 400 Tonnen oder fünf Prozent des Vorarlberger Sperr- und Elektromülls könnten sofort oder nach kleineren Reparaturen wieder verwendet werden“, zitiert Umweltverband-Geschäftsführer Fritz Studer aus der Grundlagen-Studie.  Landesweit lassen sich so bis zu 165 Tonnen Elektroabfall pro Jahr vermeiden – bei gleichzeitigen Vorteilen für Arbeitsmarkt und Umwelt.

Arbeitsplätze mit Mehrwert
Durch Sammeln, Wiederverwenden, Reparieren und Restaurieren von Bekleidung, Möbel, Haushaltswaren und – jetzt neu auch Elektrogeräte – schafft die Caritas Vorarlberg in dem sozialen Integrationsunternehmen carla Arbeitsplätze. Langzeitarbeitslose Menschen erhalten hier zeitlich befristete Beschäftigung und Weiterbildung. „Sie haben dadurch wieder einen geregelten Alltag und Unterstützung bei der Suche nach Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt“, informiert Karoline Mätzler, Fachbereichsleiterin Arbeit & Qualifizierung bei der Caritas Vorarlberg.