"Christliches Engagement in einer pluralen Gesellschaft" lautete der Titel des Caritas-Symposiums, bei dem Caritas-Präsident Franz Küberl nicht nur die Notwendigkeit "mehr miteinander zu reden" sowie einer internationalen Zusammenarbeit betonte, sondern auch die Frage stellte: "Was ist die kluge Form der Umverteilung, dass möglichst alle Menschen leben können?"Die (Heraus)forderung: Die Kirche müsse den Winterschlaf der Soziallehre beenden.

Deutliche Worte fand Caritas-Präsident Franz Küberl, der am Montag seinen 60. Geburtstag feierte, anlässlich des Caritas-Symposiums zum Thema "Christliches Engagement in einer pluralen Gesellschaft" zu den aktuellen Problemen im Sozialbereich.

Uns geht es nur gut, wenn ...
Nach wie vor sei eine der zentralen Fragen der Europäischen Union ungeklärt - nämlich wie sozial die EU sein solle. "Uns geht es nur gut, wenn es auch unseren Nachbarn gut geht", betonte Küberl am Freitag in Wien die Notwendigkeit zu internationaler Zusammenarbeit. Große Hoffnungen setzt er dabei in den neuen Papst Franziskus. "Ich hoffe dass er Zuwendung zu den Armen so versteht, dass man auch fragt warum die Menschen arm sind", unterstrich Küberl eine, aus seiner Sicht zentrale Herausforderung für die Kirche, "den Winterschlaf der Soziallehre" zu beenden.

Was ist die kluge Form der Umverteilung?
Die europäische Zentralbank, die Weltbank und der Währungsfonds stünden besonders in der Pflicht, tragfähige soziale Lösungen zu erarbeiten, um etwa den Menschen in Griechenland und Zypern zu helfen. Küberl warf dabei die Frage auf, ob es nicht nötig sei, dass man "mehr miteinander redet". Neben Diplomaten und Unternehmern sieht Küberl aber auch die Kirchen gefordert, manche Fragen eindrücklicher anzusprechen. "Die Grundkapazität des Sozialen" müsse betont werden, auch um zu verdeutlichen, dass diese Fragen "das ganze Land angehen, und nicht nur ein paar die fachlich zuständig sind". Am Geld könne es nicht liegen, war sich Küberl sicher, das gäbe es schließlich "zuhauf". Die Frage die sich in Wahrheit stelle, sei vielmehr: "Was ist die kluge Form der Umverteilung, dass möglichst alle Menschen leben können".

Wie viel Glaube verträgt die Politik?
An der Veranstaltung nahmen neben Caritas-Bischof Franz Scheuer, auch hochrangige Politiker aus dem Sozialbereich teil. Sozialminister Rudolf Hundstorfer und Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz debattierten im Rahmen einer Podiumsdiskussion die Frage: "Wie viel Glaube verträgt die Politik?" Im Gespräch mit der Pastoraltheologin Prof. Regina Polak und Schwester Silke Mallmann von der Beratungsstelle Talitha für Sexarbeiterinnen und Opfer von Menschenhandel, betonte auch Hundstorfer, dass es wichtig sei, "mit Investitionen vor Ort" Hilfe zu leisten. Der Sozialminister versprach, weiterhin alle Möglichkeiten dazu nutzen zu wollen, um armen Menschen in Osteuropa beispielsweise mit Lehrwerkstätten zu unterstützen.

Kirche und Politik sind gefordert
Das Caritas-Symposium "Christliches Engagement in einer pluralen Gesellschaft" fand anlässlich des 60. Geburtstages von Franz Küberl statt, den dieser am Montag beging. Die Eröffnungsrede hielt der ehemalige CDU-Generalsekretär Heiner Geißler. Darin forderte der frühere deutsche Minister für Jugend, Familie und Gesundheit die Etablierung einer "weltweiten sozialen Marktwirtschaft" mit entsprechenden internationalen Instrumenten. Die Kirche sei so wie die Politik gefordert, dafür die besten Köpfe einzubringen und entschieden das Projekt voranzutreiben.

Christliches Menschenbild
Das christliche Menschenbild bleibe laut Geißler noch immer die beste Grundlage für Politik. In diesem Zusammenhang kritisierte der ehemalige Jesuit die Reduktion des Menschen auf einen "Kostenfaktor" oder "Kunden": "Der Mensch gilt umso mehr, je weniger er kostet, und umso weniger, je mehr er kostet", diese falsche Maxime sei im sozial- und gesundheitspolitischen Bereich immer gängiger, mit fatalen Folgen für das Zusammenleben. (red/kathpress)