Caritas-Direktor Walter Schmolly kritisiert im VN-Interview unsachliche Vorwürfe von Innenminister Herbert Kickl gegen Nichtregierungsorganisationen.

Wie war das noch mit dem Gegenwind? Vorarlbergs Caritas-Direktor Walter Schmolly jedenfalls bläst ihn FPÖ-Innenminister Herbert Kickl heftig ins Gesicht: „Wir verzögern keine Verfahren“, erklärt Schmolly im Interview mit den Vorarlberger Nachrichten – und weist damit die von Kickl geäußerten Vorwürfe, Nichtregierungsorganisationen würden bewusst Asylverfahren verzögern, entschieden zurück.

Fakten, mit Verlaub

„Wenn der Innenminister solche Unterstellungen streut, dann soll er sagen, wo er das sieht“, hält Schmolly fest und bittet um Fakten. „Wenn er [Kickl] es nicht konkret machen kann, wäre es ein Gebot der Fairness, auf solche Unterstellungen in der Öffentlichkeit zu verzichten.“

Überhaupt wünscht sich Schmolly nicht zum ersten Mal einen „sachlicheren, differenzierteren und konkreteren Blick“ auf soziale Themen: „Menschen, die Unterstützung brauchen, sind nicht bloß Leistungsverweigerer“, stellt er klar und fürchtet, „dass die Regierung den Schritt vom Wahlkampf in die Regierungsverantwortung noch nicht gemacht hat“, wenn sieweiterhin derart zugespitzt und unsachlich kommuniziere. Grundsätzlich könne man über vieles, das der Innenminister sagt, nachdenken – die Diskussion müsse allerdings faktenbasiert verlaufen: „Ich erwarte mir eine sachliche Kommunikation mit der Bevölkerung.“

Wo die Fehler liegen

Die Fakten fürs Ländle liefert Schmolly mit: Alleine in den von der Caritas betreuten Quartieren in Vorarlberg gebe es über 200 Asylwerber, die in den ersten zwei Jahren ihres Aufenthalts in Österreich noch nicht einmal zum Erstgespräch eingeladen worden seien. Die Verzögerungen würden demnach von den Behörden verursacht. Er finde es „schon sehr eigen, wenn man diese Verzögerungen nicht angeht, sondern versucht, sie zu verdecken, indem man auf Andere zeigt“.

Der Caritas-Direktor stellte in dem Interview außerdem klar, „dass die Caritas Vorarlberg mit der Flüchtlingshilfe keinen Cent Gewinn macht“ und in enger Abstimmung mit dem Land arbeite. Rückläufig sei auch der Anteil der Flüchtlingsbetreuung am Gesamt-Budget der Organisation – für 2018 liege er bei rund 35 bis 40 Prozent.

Quelle: kathpress.at / red