Die Quartierskrise von gestern werde die Integrationskrise von morgen, warnt Caritas-Präsident Michael Landau angesichts zehntausender Asylanträge nichts zu tun. Neben der bereits fixierten zusätzlichen Milliarde Euro im Budget für das Heer und der Milliarde für die Polizei sollte es auch dringend eine Milliarde für Integration geben. Landau tritt dabei für ein "großes Ankommen in der Gesellschaft" ein - und das geschieht indem die Flüchtlinge ""ihre Kompetenzen ergänzen, um so selbst einen Beitrag in der Gesellschaft leisten zu können".

Bereits zu Beginn des Jahres hatte Caritas-Präsident Michael Landau von der Regierung (viel) mehr Geld für die Integration gefordert. Nun erneuerte er seinen Wunsch - insbesondere auch, weil neben der Milliarde für das Heer auch eine Milliarde füe die Polizei fixiert werden konnte. Integration sei wichtig und nach dem Unterkommen in den Notquartieren seit Sommer 2015 sei nun auch "ein großes Ankommen in der Gesellschaft" erforderlich, so Landau. Flüchtlinge müssten rasch Deutsch lernen können und "ihre Kompetenzen ergänzen, um so selbst einen Beitrag in der Gesellschaft leisten zu können".

Bereit für weitere Schritte

Als weiteren wichtigen Lösungsansatz nannte der Caritas-Präsident den Ausbau der Hilfe in den Herkunftsländern und in den Krisenregionen. Nur so könne es gelingen, dass Menschen ihre Heimat nicht verlassen müssen. "Hier hat die Bundesregierung erste sehr ermutigende Schritte gesetzt", lobte Landau. "Weitere müssen folgen." Die Welt sei zu einem globalen Dorf geworden, in dem sich "Verantwortung nicht abschieben" lasse. Die Politik sei weiters gefordert, beim Thema Bildung Reformen anzustoßen, mit dem Ziel, dass jedes Kind seine Begabungen entfalten können sollte. "Hierzu sollte man sowohl den Kindergarten stärker als Bildungsinstitution verstehen als auch das Schulfach 'Politische Bildung' flächendeckend verpflichtend einführen", riet Landau.

Darüber hinaus sei es "gerade jetzt sehr wichtig, dass wir die Not der Österreicher nicht vergessen". Als Schlüsselthemen nannte der Caritas-Chef hier leistbaren Wohnraum, Pflege, Begleitung von Menschen am Ende ihres Lebens und die derzeit so hohe Arbeitslosigkeit. Angesichts großer Herausforderungen bräuchten die Politik und die Gesellschaft insgesamt die "Bereitschaft, auf die Schwächsten nicht zu vergessen - in Österreich und darüber hinaus in Europa und weltweit".

Das Miteinander und Zusammenstehen

Landau verband seine Forderungen mit einem Appell, nach den Zerwürfnissen rund um die Bundespräsidentschaftswahl sich wieder zu fokussieren, "auf das, was Österreich ausmacht, nämlich auf das Miteinander und das Zusammenstehen". Es gelte den Wahlkampf nun endgültig zu beenden und aufeinander zuzugehen. Es gehöre zwar zur Politik, über Unterschiede zu reden und zu streiten, dabei sollte aber auf Verhältnismäßigkeit geachtet werden.

Sorge bereiten ihm, wie Landau sagte, die vielen aggressiven Hass-Postings in sozialen Medien, in denen auch Aufrufe zur Gewalt kein Tabu mehr sind. Es sei "sehr erschreckend, dass hier manches geschrieben wird, das vor ein paar Monaten noch unmöglich gewesen wäre". Der Caritas-Präsident warnte vor der "Gefahr, dass jene, die gerne vor Parallelgesellschaften warnen, sich zusehends in einer medialen Parallelöffentlichkeit einrichten. In einer vermeintlichen Wirklichkeit, die nur noch die eigene Sicht auf die Welt zulässt."

Landaus Appell: "Wir brauchen ein Mindestmaß an Würde, Respekt, Achtung und Anstand." Für Gewalt könne es niemals Toleranz geben - "ganz gleich, von wem sie verübt wird", nahm Landau Bezug auf Vergewaltigungen am Wiener Praterstern. "Umgekehrt sollten wir aber nicht den Fehler machen, von der Tat Einzelner auf alle anderen zu schließen." (red/kathpress)