Sie sind die Kehrseite unserer Konsumgesellschaft: Dinge, die lange vor Lebenszeitende im Mülleimer landen. In den carla-Shops der Caritas werden alte Kleidung, Möbel und Elektrogeräte in Gebrauchswert zurückübersetzt – mit Nutzen für uns alle.

Unter Gegenwarts-Minimalisten ist es so eine Art Glaubensbekenntnis – die heilige Dreifaltigkeit des „Reuse, Reduce, Recycle“. Carla, die Gebrauchtwarenunternehmen der Caritas, könnten die passende Kirche dazu sein, schließlich haben sie dieses Credo seit einem Vierteljahrhundert institutionalisiert. Und das ziemlich erfolgreich: Sagenhafte 3.300 Tonnen Kleider, 205 Tonnen Möbel und 27 Tonnen Elektrogeräte gingen gemäß der Jahresbilanz 2016 in den carla-Sammelstellen ein, davon 90, 70 und 50 Prozent mit Weiterverwendungspotential.

Wasser für über 25 % Prozent der VorarlbergerInnen

CO2-Ersparnis: 12.000 Tonnen. Nicht-verbrauchtes Wasser: 20 Milliarden Liter (in Zahlen: 20.000.000.000 Liter. Das ist zwar „nur“ ein 2.400-tel der Wassermenge im Bodensee, aber immerhin der Durchschnittsjahreswasserverbrauch von 100.000 Vier-Personen-Haushalten oder mehr als einem Viertel der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger). Und der Mehrwert für Gemeinwohl und Sozialsystems ist da noch nicht eingerechnet: Das Bereitstellen von gebrauchten Waren in den carla-Shops ist vor allem für Bedürftige eine enorme Erleichterung – und damit mittelbar von volkswirtschaftlichem Nutzen für uns alle.

Da ist Musik drin: Elektrogeräte

Allerdings, daraus macht Karoline Mätzler, Fachbereichsleiterin für Arbeit und Qualifizierung der Caritas Vorarlberg, keinen Hehl, gibt es in einigen Bereichen noch viel Luft nach oben – allen voran bei den Elektrogeräten: „Insgesamt konnten wir 4,5 Tonnen wiederverwendbare Elektrogeräte aus den Gemeinden entgegennehmen – der Zielwert für Vorarlberg gemäß der EU-Abfallrichtlinien liegt allerdings bei 33 Tonnen“, so Mätzler. Ihr Appell an die Bevölkerung lautet darum, wiederverwendbare Elektrogeräte bei den Bauhöfen der Gemeinden abzugeben. Wer Angst hat, dass seine alte HiFi-Anlage so ohne Umweg auf den gigantischen Deponien in Afrika landet, wo sie vor allem Kinder und Jugendliche unter gesundheits- und umweltschädigenden Bedingungen in ihre Einzelteile zerlegen, sei unbesorgt: Noch gebrauchsfähige Geräte werden in den carla-Shops in Altach, Lustenau und Bludenz weiterverkauft. Der Erlös fließt in die Kostendeckung der Wiederaufbereitungsmaßnahmen.

Ein Weg in die Arbeitswelt

255 Menschen fanden 2016 in und um die carla-Shops Vorarlbergs einen befristeten Arbeitsplatz – davon fast 70 Prozent Frauen. Auch die Bilanz der Caritas-Jugendbeschäftigungsprojekte wie „Startbahn“ kann sich sehen lassen: Von jenen 94 jungen Männern und Frauen, die hier arbeiteten, fand rund die Hälfte eine Anschlussbeschäftigung auf dem regulären Arbeitsmarkt oder eine Ausbildungsstelle.

Refuse statt Reuse, Reduce, Recycle

Ach ja, eine kleine Ergänzung hat das moderne Minimalisten-Credo übrigens noch – sie heißt REFUSE: Dinge, die gar nicht erst konsumiert werden, müssen nach Halbwertszeitende weder zum Bauhof getragen, noch auf ihre Wiederverwendbarkeit oder -verwertbarkeit geprüft werden. Nur so als Gedanke.